Sie arbeiten in der Urlaubszeit

Sie arbeiten in der Urlaubszeit
Sie bemühen sich um einen gelungenen Start in den Urlaub und eine sicherere Rückkehr. Sie sind auf dem Airport Vienna und auf dem Hauptbahnhof Wien im Einsatz.
Von Uwe Mauch

Seine Leute haben für so einen riesigen Urlaubervogel mit 180 Sitzplätzen maximal 35 Minuten Zeit, und zwar von dem Moment, da die Turbinen nach der Landung zu rotieren aufhören, bis zu dem Moment, da sie wieder zu brüllen beginnen.

In diesem kurzen Zeitfenster müssen alle Passagiere von Bord gehen, auch die Crew. Das Flugzeug muss gereinigt, entladen, beladen, betankt und wieder mit Urlaubern befüllt werden.

"Am besten ist es, wenn die Fluggäste gar nicht mitbekommen, dass es uns gibt", erklärt Markus Kern, der auf dem Flugfeld als Ramp Agent agiert. Seine Aufgabe ist es, vom Tankwart bis zur Reinigungskraft alle Serviceleute zu koordinieren. Oft auf die Minute genau, von 7 in der Früh bis 21.30 Uhr (mit einer halben Stunde Pause).

Doch Kern beschwert sich nicht. Er ist einer von denen, die angeblich Kerosin im Blut haben. Stolz sagt der Koordinator der mobilen Bodenteams auch: "Solange das Flugzeug nicht rollt, sind wir die Chefs." Er arbeitet auch an einem magischen Ort, einem Ort der kollektiven Sehnsucht. Anfang August ist in Schwechat Schichtwechsel: Die einen kommen zurück aus dem Urlaub, die anderen fahren los, wieder andere steigen um.

Sie arbeiten in der Urlaubszeit
Auch Robert Moser ist bemüht, die Reisenden bestmöglich zu betreuen. Ebenso wie der Rampenmeister am Flughafen leitet er ein Team, allerdings vor den Kulissen: im EuroNight 235. Um 19.17 Uhr setzt sich der Nachtzug vom Wiener Hauptbahnhof nach Rom in Bewegung. Gegen halb zehn Uhr des nächsten Tages soll der lange Zug die ewige Stadt erreichen. Mit Robert Moser werden heute neun Kollegen sowie gut 800 Fahrgäste mit an Bord sein.

Der Teamleiter der Firma Newrest Wagons Lits definiert seine Kernaufgabe in den Nächten des Sommers so: "Da spart jemand das ganze Jahr auf seinen Urlaub. Und der erste, der ihm begegnet, bin ich." Für ihn sei der professionelle, möglichst höfliche Auftritt im Liege- und Schlafwagen eine Frage der Ehre, die er mit breiter Brust erfüllt: "Ich repräsentiere hier mit meiner Uniform einen Weltkonzern und ein österreichisches Paradeunternehmen."

Sagt es, und begrüßt mit all seiner Ruhe auch jene, die in letzter Minute in ihren Urlaubszug springen. Dann steigt auch er ein. Bis weit hinter Leoben wird er Fahrkarten kontrollieren und beim Bettenmachen helfen. Nach Mitternacht, nach der österreichisch-italienischen Grenze wird er sich dann endlich einen Früchtetee zubereiten.

Hinter den Fassaden

Auf die Fragezeichen in den Augen der Reisenden spezialisiert sind Susanne Janitsch und Roman Mayer. Janitsch als Terminal Duty Officer am Flughafen, Mayer als Empfangschef am Hauptbahnhof.

Beide tragen klar erkennbar uniforme Kleidung mit den Symbolen ihres Dienstgebers, und das nicht erst seit gestern. Beide sehen sofort, wer Orientierungshilfe benötigt.

Sie arbeiten in der Urlaubszeit
Susanne Janitsch ist von 5.30 bis 17.30 Uhr auf den Beinen. Ihr Arbeitsplatz reicht vom Check-in über die Sicherheitsschleusen und die glitzernden Duty-free-Gänge bis hinaus zu den Flugsteigen. Wann immer sie Handlungsbedarf sieht, kann sie selbst walten oder aber auch aus einem großen Pool an Kollegen Verstärkung rufen.
Sie arbeiten in der Urlaubszeit
Roman Mayer ist von sieben bis 17.30 im Reisezentrum der ÖBB im Einsatz. So nennt man heute die Personenkasse. Er soll unter anderem jenen, die nicht oft mit der Bahn fahren, das neue Wartesystem erklären: Anders als zuvor am alten Südbahnhof müssen sie sich nicht mehr in einer Warteschlange ewig die Beine in den Bauch stehen, sie können aus einem Automaten eine Nummer ziehen, sich zwischendurch hinsetzen oder auch einkaufen gehen.

Freundlich, kompetent auftreten – sollen, wollen, müssen die beiden. Auch in der Hauptreisezeit im Sommer, da auf ihrem Arbeitsplatz deutlich mehr los ist. Dabei interessiert niemand, ob es ihnen gut geht, was sie bewegt.

Denn Bilder von bange wartenden Menschen auf Flughäfen, die allmählich realisieren, dass ihre Angehörigen nie mehr landen werden, stimmen auch die erfahrene Flughafenmitarbeiterin nachdenklich. Oder jene von obdachlosen Flüchtlingen in und rund um Traiskirchen, denen man in einem der reichsten Länder der Welt nur widerwillig Asyl geben will. Sie machen den erfahrenen Mitarbeiter der ÖBB nachdenklich. Er kann daher jeden verstehen, der sich von Österreich verabschiedet und sich bei ihm im Reisezentrum mit dem letzten Ersparten eine Bahnkarte in den Norden Europas kauft.

Burenwurst am Bahnhof

Sie arbeiten in der Urlaubszeit
Viel unterwegs in seinem Leben war auch Marcel Borza, der seit Eröffnung des Hauptbahnhofs für seinen Chef Käsekrainer und Burenhäute zubereitet und an die Reisenden verkauft. Der Bahnhof ist für Borza ein vertrauter Ort. Jahrelang war er Kellner auf der Schiene, in den Speisewagen nach Bregenz und nach Zürich, später auch in den ersten Bistros des Railjets.

"Jetzt arbeite ich stationär", erklärt der Mann mit dem Gastgewerbe-Gen und lächelt. "Ab und zu schaut auch ein Kollege von früher bei mir am Stand vorbei." Und wenn dann um 20.12 Uhr der Nachtreisezug EN 346 mit dem ihm vertrauten Namen "Dacia" in Richtung Rumänien losrollt, dann verbindet Marcel Borza mit den bunten Waggons Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend: "Ich komme aus Siebenbürgen."

Auch die Ferienhelfer haben einmal Urlaub, und sie haben diesbezüglich auch Träume. Wohin würde zum Beispiel der Ramp Agent heute Abend fliegen, wenn er das könnte? Markus Kern wischt sich den Schweiß von der Stirn. Die Abfertigung von zehn Flugzeugen hat er heute koordiniert, bei bis zu 60 Grad auf dem Asphalt des Rollfelds. Er überlegt kurz, dann sagt er cool: "Nach Stockholm."

Sie arbeiten in der Urlaubszeit

Modernes Reisezentrum

Vor den neuen Personenkassen sind Nummern zu ziehen, die auch die voraussichtliche Wartezeit verraten; mehrere Hundert bequeme Sitzplätze in konsumfreien Zonen; interkonfes- sioneller Gedenkraum; Einkaufen ist sonntags eingeschränkt möglich.

WLAN

Flächendeckend, kostenlos.

Züge in alle Himmelsrichtungen

Nach Norden (z. B. Prag, Warschau), Osten (Bratislava, Budapest, Belgrad, Balaton), Süden (Rom, Mailand, Ljubljana, Zagreb) sowie Westen (Hamburg, Dortmund, Düsseldorf).

Mit den Öffis erreichbar

Von allen Haltestellen der ÖBB in Wien und Stationen der Wiener Linien in weniger als 30 Minuten. Achtung! Ab 13. 12. fahren alle Fernreisezüge vom Hauptbahnhof ab!

Angebot für Eltern und Kinder

Kostenlose Leih-Kinderwägen, die am Gate zurückgelassen werden können; einige Airlines bieten auch Family-Check-in an; es gibt eigene Sicherheitskontrollen für Familien; Kinderspielplatz im Terminal 3.

WLAN

Flächendeckend, kostenlos.

Angebot für Autofahrer

Reinigungsservice im Parkhaus 4: Dort kann man vor dem Abflug sein Auto zur Reinigung übergeben (von 5 bis 24 Uhr) und nach Rückkehr jederzeit abholen. Der Schlüssel des Wagens kann mit Check-out-Karte und -PIN ausgelöst werden.

Mit den Öffis erreichbar

Ab 13.12. nicht nur mit der S-Bahn und dem CAT, sondern zusätzlich zwei Mal pro Stunde mit IC- bzw. railjet-Fernzügen vom Hauptbahnhof.

Kommentare