Wozu man früher einen Fernsehapparat brauchte

In den Jahren des Wiederaufbaues, als die Österreicher erstmals einen fragilen Wohlstand kennenlernten, kam der „Heinzi“ via Radio und später Fernsehen zu den Menschen
Heinz Conrads war einst Gast in jedem Wohnzimmer. Eine Ausstellung im Rathaus würdigt den notorischer Zwinkerer nun.

Wer heute um die sechzig ist, ist mehr oder weniger mit Heinz Conrads aufgewachsen. Hinter dieser banalen Feststellung steckt noch kein qualitatives Urteil. Ob man ihn mochte oder nicht, Conrads schrieb, nein er war österreichische Fernsehgeschichte und prägte die Nachkriegsidentität mit. Das Wienerische, zart raunzende Besingen der guten alten Zeit, gespickt mit Monarchie-Nostalgie, sollte den Krieg und die Nazi-Zeit vergessen machen. In den Jahren des Wiederaufbaues, als die Österreicher erstmals einen fragilen Wohlstand kennenlernten, kam der „Heinzi“ via Radio und später Fernsehen zu den Menschen, füllte die „so schwierig zu artikulierenden Lücken und Defizite in ihrem Leben mit strikt ‚unpolitischer‘, von allem Ungemach und Unbill dieser Welt peinlich gereinigter Unterhaltung“ und kultivierte dabei gezielt die „Zimmer-Kuchl-Kabinett-Aura“, wie Historiker Wolfgang Maderthaner in seinem Beitrag für das soeben erschienene Buch „Griaß eich die Madeln, servas die Buam“ formuliert (Residenz Verlag, 312 S., 29,90 Euro).

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