Tiercoach: Kranke Vögel werden schnell zu Notfallpatienten

Wellensittiche sind schwierige Patienten.
Vögel sind Blender. Um in der Natur zu überleben, geben sie sich stets fit und gesund, auch wenn sie bereits schwer krank sind. Die gefiederten Patienten daheim machen es nicht anders, sie versuchen, Schmerzen und Leid möglichst lange zu verbergen.
„Wenn wir Vögel in der Praxis sehen, sind sie sehr oft schon ein medizinischer Notfall“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, auf welche Symptome Halter achten müssen, und was Patienten hilft.
„Sitzt der Vogel matt und aufgeplustert oder mit geschlossenen Augen herum, hat er keinen Appetit, muss er untersucht werden“, sagt Reitl.
Vögel haben einen raschen Stoffwechsel
Die Leichtgewichte haben keine Reserven. Fressen sie wegen der Erkrankung wenig, geht ihnen durch den schnellen Stoffwechsel rasch die Kraft aus.
Der Stress beim Einfangen, am Weg zum Veterinärmediziner sowie mit Hund und Katze im Wartezimmer kosten zusätzlich Energie, die der Patient dann eventuell nicht mehr hat.
„Vögel werden am sichersten in einer kleinen Box transportiert, die vorne ein Gitterfenster zum Hineinschauen und hinten eine Türe zum Hineingreifen hat“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn.
Ein großer Käfig eignet sich nicht. Der nervöse Patient lässt sich schwer einfangen, was den Behandlungsaufenthalt verlängert. Ein Schuhkarton ohne Einblick verhindert ebenfalls den gezielten Zugriff auf den Vogel. Halter sollten überlegen, ob sie nicht besser im Wartezimmer bleiben, gerade handzahme Tiere können sehr nachtragend sein .
Hausbesuche haben kaum Vorteile
„Hausbesuche sind meist ineffizient, aber genauso stressig für Vögel“, sagt Reitl. In der Praxis lässt sich alles auf einmal erledigen. Hier können Proben gezogen werden, das Röntgengerät steht bereit. Auswertungen liegen bald vor.
Männliche Sittiche leiden z.B. häufig unter einer Kropfentzündung, Weibchen an Legenot. Bei Kanarien kommen immer wieder Krallenverletzungen vor. Amazonen und Graupapageien sind v.a. von Pilz- und Atemwegserkrankungen betroffen.
Bei Senioren machen Gicht, Leber- und Stoffwechselerkrankungen Problemen. Sie können genauso Tumore und Herzleiden entwickeln. Rupfer schädigen ihre Haut.
Ziervögel sind schwierige Patienten
„Vögel sind schwierig zu behandeln“, sagt der Zoodoc. Nehmen sie Arzneimittel nicht über die Nahrung auf, muss ihnen das Medikament über den Schnabel verabreicht werden.
Ist nur ein Tier krank, muss es täglich eingefangen werden und die Therapie gesondert von der Schar bekommen. Mitunter kann ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig sein.
„Die Vogelkunde entwickelt sich rasant“, sagt der KURIER-Tiercoach: „Dem Patienten ist oft mehr geholfen, für einen Spezialisten einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen, als den nächstgelegenen Veterinärmediziner aufzusuchen.“
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