Tiercoach: Wenn die Katze zunehmend verwirrt ist

Eine getigerte Katze liegt auf dem Sofa und kneift die gelben Augen zusammen.
Bei Haustieren sind Diagnose und Behandlung einer altersbedingten Demenz schwierig.

Der Vierbeiner findet seinen angestammten Futterplatz nicht mehr. Genauso wenig weiß er noch, wo sein Kisterl steht. Er vergisst eingeübte Tricks und ignoriert Rufe nach seinem Namen. Auch unbegründetes Miauen in der Nacht kann Anzeichen einer altersbedingten Demenz sein.

Jetzt haben Wissenschafter der Universität Edinburgh Gehirngewebe von 25 verstorbenen Katzen untersucht und Ähnlichkeiten zwischen dem felinen Kognitiven Dysfunktionssyndrom, CDS, und Alzheimer bei Menschen entdeckt. Hier wie da würden „Zellen Nervenverbindungen regelrecht auffressen“. 

Die Studien-Ergebnisse haben jedenfalls Auswirkungen auf die veterinärmedizinische Behandlung sowie auf die humanmedizinische Erforschung der zunehmenden Krankheit.

„Unsere Haustiere werden einfach immer älter. Wie beim Menschen kommen damit neuronale Degenerationen und Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn eher zum Tragen“, bestätigt KURIER-Tiercoach Katharina Reitl. Dennoch „ist noch nicht allgemein bekannt, dass CDS bei Haustieren ein Thema ist“, weiß der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Alzheimer sei am lebenden Vierbeiner nicht nachweisbar. Das Kurzzeitgedächtnis lässt sich nicht mit Tests abfragen. 

Symptome eines CDS sind vielfältig und unspezifisch

Verhaltensänderungen, darunter Unruhe, vermehrte Anhänglichkeit bzw. untypischer Rückzug und Unsauberkeit, fallen vor allem bei Freigängern nicht sofort auf. Die Symptome sind zudem sehr unspezifisch. Erst wenn sich die Haustiere offensichtlich mit sich und der Umwelt nicht mehr auskennen, wird der Patient dem Tierarzt vorgestellt.

„Wir beginnen die Abklärung einer CDS mit einem gründlichen Gesundheitscheck“, sagt Reitl. Zunächst wird der Blutdruck gemessen, dann werden die Organe, allen voran Schilddrüse, Leber, Niere und Herz, geprüft. Eine MRT-Untersuchung kann zeigen, ob z.B. ein Tumor im Kopf Grund für die Verwirrung ist. Auch Infektionen und Meningitis als Ursache müssen abgeklärt werden. 

Ein Kognitives Dysfunktionssyndrom kann letztlich nur mit einer Ausschlussdiagnostik festgestellt werden.

„Die Therapie ist schwierig; geeignete Medikamente fehlen derzeit“, bedauert der Zoodoc. Die besten Behandlungserfolge lassen sich mit Hanf-Produkten erzielen, mit pflanzlichen Arzneimitteln, die Ginkgo enthalten, sowie mit Durchblutung fördernden Medikamenten. 

Eine 24-Stunden-Betreuung der Patienten ist selten machbar

Der Tierarzt des Vertrauens ist um eine individuelle Lösung bemüht. Er berät auch, wenn die Vergesslichkeit derart fortgeschritten ist, dass der Patient eine 24-Stunden-Betreuung benötigt. 

KURIER-Tiercoach Reitl schließt: „Solch ein Aufwand ist für die wenigsten Besitzer machbar. Pflegeheime für Katzen gibt es nicht.“

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