Tiercoach: Welpen dürfen nur noch mit Tollwutimpfung ins Land
Nun ist es also soweit: Vierbeiner dürfen nur noch mit einer gültigen Tollwutimpfung Österreichs Grenzen passieren. Das sieht die Novelle der Veterinärbehördlichen Binnenmarktverordnung vor, die seit September 2021 in Begutachtung war und jetzt in Kraft getreten ist. Da Welpen erst ab der zwölften Lebenswoche vor der gefährlichen Krankheit geschützt werden können und bis zur tatsächlichen Immunisierung weitere drei Wochen vergehen, setzt der Import der Jungtiere ein Mindestalter von 16 Wochen voraus. Damit will das zuständige Ministerium dem illegalen Handel mit Hunde- und Katzenbabys einen Riegel vorschieben. Tierschützer begrüßen die neue Regelung, die alte Schlupflöcher stopft.
„Es ist wichtig und richtig, den Schmuggel mit Welpen von unseriösen Züchtern aus dem EU-Ausland zu unterbinden“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Doch der KURIER-Tiercoach sieht auch Schwachstellen im Gesetz und in dessen Umsetzbarkeit.
Psychische und physische Schädigung
Prinzipiell brauchen Neugeborene tierische Fürsorge. Sie sollen mit Milch und Fellwärme aufwachsen. Eine zu frühe Trennung von der Mutter und den Geschwistern kann sie psychisch und physisch schädigen. Frühestens ab acht Wochen sind die Kleinen groß genug, um ein eigenständiges Leben in einer Menschenfamilie zu beginnen. Hunde etwa sollen sich bald an das neue Rudel und Umweltreize in neuen Zuhause gewöhnen. Sie müssen angeleitet sauber werden, die Sinne spielerisch schärfen und eine Beziehung zum Besitzer aufbauen.
„Züchter, die sich vier Monate lang um viele Jungtiere gleichzeitig kümmern sollen, können damit schnell überfordert sein“, befürchtet der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Eine individuelle Betreuung durch die künftige Bezugsperson sei sinnvoller. Auch bei Berufs- und Sporthunden entscheidet eine zeitgerechte Prägung.
Mit Hunden aus heimischer Zucht lässt sich das machen. Die Welpen dürfen nach wie vor ab dem Alter von acht Wochen abgeben werden. Doch: „Für manche Rassen gibt es in Österreich keine Züchter. Züchter wiederum müssen zur Blutauffrischung bisweilen auf Tiere aus dem Ausland zurückgreifen“, gibt die Expertin zu bedenken. Nicht zuletzt könnte ein später Trainingsbeginn die Ausbildung von z.B. Dienst- und Therapiehunden erschweren.
„Der illegale Handel muss eingedämmt werden. Dafür ist vor allem Kontrolle wichtig“, spricht Reitl ein bestehendes Problem an. Zunächst müssten unseriöse Züchter an der Grenze entdeckt werden, dann wären das richtige Alter der Jungtiere zu bestimmen sowie Geburtsurkunde und Impfpapiere auf Richtigkeit zu prüfen; das setzt Fachwissen voraus. Der KURIER-Tiercoach schließt: „Ob die Novelle praxistauglich ist, und die Situation zum Wohl der Tiere verbessert, wird sich zeigen.“ Hedwig Derka
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