Tiercoach: Warum das Rolling Skin Syndrom schwierig zu diagnostizieren ist

Tiercoach: Warum das Rolling Skin Syndrom schwierig zu diagnostizieren ist
Es gibt noch viel offene Fragen zu dem Nervenleid, das als Form von Epilepsie gilt. Der Experte ist gefragt, nicht Dr. Google.

Bei manchen zuckt nur das Fell am Rücken, andere ändern plötzlich ihr Verhalten. Sie putzen sich wie verrückt oder springen wild auf und laufen davon oder beißen sich in den Schwanz. So wenig über die Ursachen des „Rolling Skin Syndroms“ bekannt ist, so unterschiedlich können die Symptome sein.

Seltener Befund

„Das ,Feline Hyperästhesie Syndrom‘ ist eine sehr seltene neurologische Erkrankung der Katze. Sie wird derzeit zu den speziellen Formen von Epilepsie gezählt“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach weiß, dass Recherchen im Internet über irritierendes Verhalten der Katze oft diesen Befund ergeben. Tatsächlich hat Dr. Google nur in Ausnahmefällen damit Recht.

Ausschlussverfahren

„Es ist sehr schwierig, die richtige Diagnose zu stellen“, sagt Reitl. Der Tierarzt muss durch verschiedene Untersuchungen alle anderen gesundheitlichen Probleme ausschließen. Zunächst ist eine vollständige klinische Anamnese notwendig. Schließlich könnten auch einfach nur Parasiten wie Flöhe oder Haarlinge bzw. eine Allergie für den Juckreiz verantwortlich sein. Ebenso müssen die Blutwerte erhoben werden, um z. B. Leberschäden oder Elektrolyt-Verschiebungen zu entdecken. Mittels Röntgen können schmerzhafte Arthrosen an der Lendenwirbelsäule oder in den Hüftgelenken sichtbar gemacht werden. Nicht zuletzt zeigen eine Magnetresonanztomographie oder eine Liquoruntersuchung, ob Erkrankungen des Gehirns für die Symptome verantwortlich sind.

Kein Rat im Internet

„Erst wenn nichts anderes als Ursache für das Jucken, Zucken, Schlecken und Wegspringen übrig bleibt, stellt der Veterinärmediziner die Diagnose ,Rolling Skin Syndrom‘“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn und appelliert an Laien, nicht vorschnell an der eigenen Befundung festhalten zu wollen. Kummerecken und Seiten im World Wide Web sind gerade in Zusammenhang mit seltenen Krankheiten schlechte Berater.

Behandlung je nach Symptom

Tatsächlich sind noch viele Fragen um die „Hautroll-Krankheit“ offen; an den Auslösern für das Nervenleiden wird geforscht. Dem entsprechend schwierig ist die Behandlung. Sie muss sich nach den Symptomen richten. CBD-Produkte auf Hanfbasis oder Muttermilchproteine etwa wirken beruhigend. Auch andere Stressfaktoren in der näheren Umgebung des Vierbeiners müssen beseitigt werden. Eventuell müssen Anti-Epileptika verabreicht werden. Schmerzmittel tragen bei Arthrose bedingter Ursache zum Wohlbefinden des Patienten bei. Mittlerweile gibt es die Monatsspritze, die Magen schonend Schmerzrezeptoren blockiert, auch für Katzen. In Fall einer Allergie erzielen Diäten gute Erfolge.

Falsche Therapie schädigt Gesundheit

Der KURIER-Tiercoach schließt: „Wichtig ist, die richtige Diagnose zu stellen und nicht ins Blaue zu therapieren.“ Denn mit falscher Behandlung könnte mehr Schaden angerichtet als geholfen werden.

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