Tiercoach: Wann und warum Hunde eine Sonnenbrille brauchen

Tiercoach: Wann und warum Hunde eine Sonnenbrille brauchen
UV-Strahlen können die Netzhaut nachhaltig schädigen – nicht nur am Wasser.

Brennt die Sonne vom Himmel, ziehen sich Hunde instinktiv in den Schatten zurück. Ist das nicht möglich, weil sich örtlich keine Gelegenheit bietet, der Vierbeiner trotz Sommers lange Gassirunden braucht oder einer Arbeit nachgehen muss, ist spezieller Schutz gefragt.

„Die Augen von Tieren sind im Aufbau fast so wie die von Menschen. UV-Strahlen sind auch für sie gefährlich“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wo Sonnenbrillen für Hunde ein Muss sind, und wie sich die Vierbeiner daran gewöhnen.

Komplexes Sinnesorgan

Das Sehorgan von Säugern ist komplex. Die Lederhaut gibt dem Auge seine Form, die gekrümmte, durchsichtige Hornhaut beeinflusst Linse und Sehschärfe. Die Regenbogenhaut wiederum reguliert die Größe der Pupille und damit den Lichteinfall. Die Netzhaut, die aus mehreren Zellschichten besteht, unterscheidet Farben und Helligkeit. Der Sehnerv leitet die Wahrnehmungen schließlich ins Gehirn.

Blindheit droht

„Ist das Auge den Sonnenstrahlen direkt ausgesetzt, kann das die Hornhaut reizen, eine Entzündung folgen“, sagt Reitl. Darüber hinaus kann das ultraviolette Licht die Linse trüben oder die Netzhaut dauerhaft schädigen. Im schlimmsten Fall droht der komplette Verlust des Augenlichts.

Tiergemäßer Sonnenschutz

„Zum Schutz gibt es spezielle Sonnenbrillen für Vierbeiner“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Gerade bei längeren Bootsfahrten oder am Strand, wenn die UV-Strahlen zusätzlich an der Wasseroberfläche reflektieren, brauchen empfindliche Hunde das medizinische Accessoire. Ausführungen mit der Bezeichnung „UV 400“ bzw. „100 Prozent“ bieten den besten Schutz.

Die Fassung wird mit zwei Gummizügen am Kinn in Position gehalten. Eine durchgängige Sichtscheibe verhindert, dass das Gesichtsfeld stark eingeschränkt wird. Modelle im Skibrillen-Stil bauen zudem einer Einstrahlung von der Seite vor. Auch Zugluft und Staub werden so vom Auge ferngehalten. Das Material darf bei Bruch keinesfalls splittern.

Gewöhnung in Schritten

„Ist keine Gefahr in Verzug, kann man den Vierbeiner mit ungetönten Gläsern an das Tragen gewöhnen“, sagt Reitl. Das Training beginnt mit kurzen Phasen und wird schrittweise ausgedehnt; Leckerlis als Belohnung steigern die Akzeptanz. Bei Augenerkrankungen freilich müssen sich Hunde schnell an den Schutz gewöhnen. Allen voran neigen Bulldogge, Mops, Labrador und Schäferhund zu Problemen mit dem Sehorgan. Für Rettung-, Polizei-, und Assistenzhunde sind Sonnenbrillen sinnvolle Vorsorge; im Erkrankungsfall sind sie notwendig, um die Arbeitsfähigkeit aufrecht zu halten.

„Beim Spazieren im Wald oder im Winter sind Sonnenbrillen für Hunde überflüssig“, schließt der KURIER-Tiercoach: „Am Wasser und in den Bergen werden sie sich bald durchsetzen.“

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