Zwischen den Excel-Tabellen-Onanie
Grundsätzlich sollte „sexuelle Self-Care“, wie Selbstbefriedigung neuerdings genannt wird, aber schon mal drin sein. Es ist ja auch erlaubt, während der Arbeitszeit aufs Klo zu gehen. Und was jemand dort tut, ist privat, so lange niemand belästigt wird. Dafür muss man im E-Mail-Programm auch keine Abwesenheitsnotiz („Kann Ihre Nachricht in den nächsten 30 Minuten nicht beantworten, bin masturbieren.“) anlegen. Und trotzdem stellt sich die Frage, ob das Arbeitsplatz-Klo tatsächlich als strikt privater Raum betrachtet werden darf. Weil sich die Vorstellung, dass der nette Buchhalter sich öfters auf eine „Zwischen-den-Excel-Tabellen-Onanie“ zurückzieht, irgendwie komisch anfühlt. In einem einschlägigen Forum habe ich gelesen, dass sich der eine oder andere aufgrund akuter Arbeitstag-Geilheit sogar noch vor dem Klobesuch direkt am Arbeitsplatz stimuliert: „Manchmal reibe ich meinen Phallus im Sitzen an der Tischplatte …“ Hm. Da kann man nur hoffen, er behält ihn wenigstens in der Hose. Einblick in andere Berufssparten gab’s im Forum ebenfalls: „Als Handwerker ist Masturbieren während der Arbeitszeit ein Muss, allein schon wegen der Berufsbezeichnung.“
Bleibt noch die Frage nach dem „Warum?“: Das ist leicht beantwortet: Ein Orgasmus reduziert Stress und wirkt gerade im Deadline-Irrsinn als Ruckzuck-Beruhigungsmittel. Er vertreibt schlechte Laune, entspannt. Das dabei ausgeschüttete Hormon Oxytocin könnte beitragen, dass man die Chefs für kurze Zeit durch die rosarote „Befriedigungsbrille“ wahrnimmt. Manche tun’s, um ihre Performance zu verbessern. Das erinnert mich an den Film „The Wolf of Wallstreet“, in dem Matthew McConaughey aus seinem Onaniealltag plaudert: „Ich wichse mindestens zwei Mal täglich. Morgens nach dem Work-out und dann gleich nach dem Lunch.“ Übrigens gibt es eine Unternehmerin, die ihren MitarbeiterInnen eine halbstündige Spaßpause schenkte, in einer speziellen privaten „Masturbationsstation“. Spannend, aber wie sag’ ich’s den Kollegen? Vielleicht so: „Darling, ich bin im Kopfkino!“ Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die Firmenchefin Erika Lust heißt und Pornofilme produziert, was die Sache ein wenig erleichtert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht man in einer Steuerberatungskanzlei oder in einer Bank um einiges zurückhaltender mit der Thematik um.
Zu guter Letzt sagt die Spielverderberin in mir, dass es ein bisserl heikel werden kann, wenn Menschen nur mehr auf Masturbieren setzen, um damit schlechte Gefühle, Stress oder Spannung zu bekämpfen – weil: Suchtgefahr. Viel besser und sehr empfehlenswert: ein abwechslungsreicher Mix aus Meditieren, Spazieren und Masturbieren.
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