Männliche Macht-Symbolik
Ein feines Zitat zum Thema wird der Schauspielerin Jane Fonda zugeschrieben, sie soll Folgendes gesagt haben: „Wenn Penisse nur die Hälfte von dem könnten, was Vaginas können, würde es zu ihren Ehren Briefmarken geben und auf dem Kapitol in Washington stünde wahrscheinlich ein vier Meter hohes Penisdenkmal.“ Ihr dürfte offenbar nicht aufgefallen sein, dass es solche Denkmäler eh schon längst gibt und der Gedanke, mit Hilfe von Türmen männliche Macht-Symbolik in die Gegend zu stellen, nicht neu ist. Motto: Wer hat den größten ... Turm? Gebäude, die – absichtlich oder unabsichtlich – wie ein Penis aussehen, stehen nahezu überall.
Darüber wird mitunter sogar gewitzelt, wie etwa über den Torre Glòries in Barcelona, vormals Tore Agbar. Von Einheimischen und Touristen wurde das 32 Stockwerke hohe Gebäude zügig als „Penis“ („La Poya“) oder „Dildo“ bezeichnet; es schaut eben so aus. Ähnliches in China: Als im August 2018 das „Guangxi New Media Center“ eröffnet wurde, ging es in den sozialen Netzwerken heftig ab. Weil der Wolkenkratzer auf viele Menschen wie ein gigantischer Phallus wirkte, mehr oder weniger stimulierend. Mag sein, dass in solchen Bauwerken immer noch etwas von der kultischen Verehrung des erigierten Glieds mitschwingt, die ja von ewiger „Schönheit“ ist. Bereits in der Jungsteinzeit fanden sich Felszeichnungen von Figuren mit handfester Erektion, später auch Statuen. Das ging immer so weiter, quer durch die Menschheitsgeschichte. Man denke etwa an den Kult des Priapos und die damit im Zusammenhang stehenden Statuen, an denen vor allem eines ins Auge sticht: ihr Pimmel. Und irgendwann, patsch: ein hohes Gebäude, zu dem frei assoziiert werden darf. Der Penis-Komplex. Im Jahr 2003 gab’s übrigens einen eigenen Wettbewerb zum Thema; Titel: „The World's Most Phallic Building Contest“ eines Magazins namens „Cabinet“. Nach Monaten der Diskussion wurde der „Ypsilanti Water Tower“ in Michigan als Gewinner bekannt gegeben.
Doch manchmal scheitert das architektonische Konzept männlicher Standhaftigkeit auch. Wie Norman Fosters Entwurf der Londoner „Gurke“, ein XXL-Wolkenkratzer namens „The Tulip“ (Tulpe). Experten stellten allerdings fest, dass es sich hier eher nicht um „Weltklassearchitektur“ handle. Er wurde nie gebaut. Kurioserweise fällt mir dazu nur ein schlechter Phallus-Witz ein: „Auch so ein Phallus hat Humor. Hin und wieder lacht er sich schlapp“.
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