Physisch stark und finanzkräftig sollen sie sein, die Freunde, die Männer sich wünschen, mit hohem sozialen Status und Zugang zu einem attraktiven Netzwerk, zitiert Frech eine aktuelle Studie des Survey Center on American Life. Männern seien dabei im Speziellen geteilte Erlebnisse wichtig. Frauen wiederum würden eher Freundinnen suchen, die ihnen emotionale Unterstützung und Intimität bieten.
Ob den Männern beim Ausleben ihrer Freundschaften das gesellschaftlich dominierende Männerbild in die Quere kommt, wonach ein „echter Mann“ nicht über Gefühle redet – und schon gar nicht mit einem anderen Mann – sei dahingestellt. „Ich glaube aber schon, dass Männer davon geprägt sind, und vielleicht ungern zugeben, dass sie jemanden brauchen“, sagt die Expertin.
Wo sich Männer und Frauen Umfragen zufolge einig sind: Sie legen Wert auf Ehrlichkeit, ethisch korrektes Verhalten und gemeinsam verbrachte Zeit. Doch auch hier zeigt sich, so die Expertin, dass Frauen all diesen Punkten insgesamt einen höheren Wert beimessen. Die Ergebnisse würden also nahelegen, dass Jane Fonda mit ihrer Aussage zumindest im Ansatz Recht hat, sagt Frech – wenn auch etwas widerwillig. „Viel lieber wäre mir als Antwort gewesen, nein, das ist in Wahrheit überhaupt nicht so klischeehaft“, sagt sie lachend. Eine andere Aussage der Schauspielerin ist da schon weniger polarisierend: Mit zunehmendem Alter werde es demnach für Männer wie Frauen schwieriger, neue Freunde zu finden.
Dem will Frech zunächst etwas hinzufügen: „Wir verlieren über das Leben hinweg auch immer wieder Freunde. Je älter wir sind, desto eher geschieht das aber aus bewussten Entscheidungen heraus. Weil uns eben auch klarer wird, was wir wirklich wollen und was uns nicht gut tut.“ Auf der einen Seite fällt es also zunehmend leichter, sich von toxischen Freundschaften zu befreien – auf der anderen kommt aber weniger nach als noch in jüngeren Jahren. „Das ist ganz klar, mit dem Alter hat man einfach im Vergleich zu Jugendjahren viel weniger Kontaktpunkte.“ Zuerst erweitern Schule, Uni oder Lehrstelle den Freundeskreis, später findet man in der gemeinsamen Mittagspause, über die Kinder, im Chor oder über den Sport potenzielle neue Freunde.
Je stärker diese möglichen Kontaktpunkte aber im Lauf der Jahre wegbrechen, desto schwieriger wird es auch, neue, bereichernde Bekanntschaften in sein Leben einzubinden. „In der Arbeit mit unseren Klienten sehen wir deutlich, dass das Thema der Einsamkeit mit zunehmendem Alter eine große Rolle spielt. Vor allem in der Coronazeit war das sehr, sehr stark ausgeprägt“, erzählt die Expertin. Eine eindeutige Erkenntnis daraus sei für sie, wie wichtig es ist, im Alter aktiv zu bleiben und Gelegenheiten, wo man an andere anknüpfen kann, aktiv einzuplanen – auch wenn es der Alltag nicht mehr so vorgibt wie früher.
Klar ist: Freundinnen und Freunde sind unerlässlich für unsere psychische Gesundheit und unser seelisches Gleichgewicht. Denn die Phasen des Lebens können einiges durcheinanderbringen, sagt Frech. Sind in der einen Phase etwa die eigenen Kinder im Vordergrund, stehe man in einer anderen Phase vor einem leeren Nest. Auch Ehen und Partnerschaften seien leider oft genug nicht für die Ewigkeit. „Habe ich aber parallel dazu noch Freundschaften, wird mein soziales Netzwerk nicht so drastisch zusammenbrechen“.
Freunde seien, so wie Familie, Arbeit oder Hobbys, eben eine der wichtigsten Säulen des Lebens. „Achtet man bewusst darauf, dass man immer auf mehreren Säulen steht, dann ist man als Person auch stärker – ganz besonders dann, wenn eine unserer Säulen zerbricht.“
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