Sologamie heißt der Trend, bei dem man sich selbst heiratet – aus unterschiedlichen Gründen. Anhänger der Solo-Ehe beschrieben sie als ultimativen Akt der Selbstliebe. Viele Langzeit-Singles (meist sind es Frauen) wollen damit ein Zeichen gegen den gesellschaftlichen Druck setzen, endlich „den Richtigen“ zu finden. Dahinter steckt auch ein Geschäftszweig.
So verkaufen Agenturen Single-Eheringe, Foto-Shootings für einen oder vorverfasste Selbstliebe-Gelübde. Die Hard-Rock-Hotelkette lockt mit einem „Sologamie-Paket“ für die Flitterwochen an die mexikanische Riviera Maya. Erst seit gestern gibt es die Single-Ehe nicht. In der Erfolgsserie „Sex and the City“ (SATC) erklärte Hauptfigur Carrie Bradshaw 2003, dass sie sich selbst heiraten werde. Topmodel Adriana Lima zog mit einem symbolischen Ehering für sich nach. Und weil Harry-Potter-Star Emma Watson genug davon hatte, sich ständig für ihr Single-Dasein rechtfertigen zu müssen, führte sie 2019 den Begriff „self-partnered“ ein. Man könne auch glücklich an sich selbst vergeben sein.
„Emma Watson ist ein typisches Beispiel für eine Frau, die bereits in jungen Jahren wahnsinnig erfolgreich wurde“, erklärt Paartherapeut Christian Beer (www.wienercouch.at). „Wenn Frauen ganz oben angekommen sind, haben sie bei der Partnersuche nur ganz wenig Auswahl – so gemein das auch ist“.
Erfolg, Job, Geld: Was Männer attraktiv macht, ist für Frauen beim Dating oft hinderlich, zeigen diverse Studien. Sich selbst das Jawort zu geben, sieht der Paartherapeut dennoch kritisch: „Es ist Narzissmus in reinster Form.“ Und: „In unserer Gesellschaft wird das Ich wahnsinnig groß geschrieben. Das ist problematisch. Wir sind auf Körpernähe, Kommunikation und Beziehungen auf jeder Ebene angewiesen, um uns zu entwickeln. Man kann sich das nicht selber geben.“ Alleine und glücklich zu sein, sei kein Widerspruch, betont er.
„Aber tief in unseren Genen fühlen wir uns in einer Partnerschaft stimmiger – vor allem im Familien- oder Gruppenumfeld.“ Sich auf den oder die Eine zu versteifen, sei daher falsch: „Wir legen zu viel Wert auf die Paarbeziehung“, so Beer. „Ein einsames Paar ist in der Regel nicht besonders glücklich, Paare werden nur in einer Gemeinschaft glücklicher.“
Apropos Einsamkeit: Mit der Pandemie hat die Anzahl der Menschen, die sich isoliert fühlen, zugenommen. Laut Beer wohl mit ein Grund, warum die Nachfrage nach „kreativen Lösungsansätzen“, wie er die Solo-Ehe nennt, gestiegen sein soll. Dass es dabei nicht bleiben muss, leben ebenfalls Prominente vor.
Carrie Bradshaw ehelichte in SATC doch noch ihren Mr. Big. Adriana Lima machte 2021 ihre Beziehung mit Filmproduzenten Andre Lemmers öffentlich. Rechtlich bleibt die Selbstehe ohnehin folgenlos. Wer sich heiraten will, muss dies wie Gomez in einer symbolischen Zeremonie tun. Auch die Sängerin soll frisch verliebt sein. Die Scheidung von sich selbst muss sie nicht einreichen.
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