Neues Hirntraining: Montessori für ältere Semester
Auf dem reichlich gedeckten Tisch zu sehen: Waschmittel, eine Wäscheleine, historische Aufnahmen von Waschtagen, alte Waschmittel-Werbesujets. Die Leiterin des Kurses (siehe rechts) hat kaum in die Runde gefragt, da werden auch schon die ersten Erinnerungen wachgerufen – und umgehend zum Besten gegeben: „Wenn ich Husten hatte, bin ich zur Mama in die Waschküche und habe dort kräftig inhaliert.“
Und wer erinnert sich noch an das Kinderlied Zeigt her eure Füße? Alle rund um den Tisch erinnern sich. Und stimmen ein. Spätestens da hat Christine Mitterlechner ihre Gruppe in den intensiven Trainingsmodus versetzt. Alle Strophen singen sie im Saal des Pfarrzentrums in Wien-Hetzendorf mit: neun Frauen und zwei Herren. Dabei bemühen sie sich auch, ihre Armbewegungen mit den Liedzeilen zu synchronisieren.
Christine Mitterlechner ist selbst 76 Jahre alt. Sie hat in ihrer aktiven Zeit als Pädagogin Volksschulkinder unterrichtet, jahrelang auch Studenten der Pädagogischen Akademien in Wien. Sie war 15 Jahre lang Schuldirektorin und nebenbei als diplomierte Erwachsenenbildnerin oft im Einsatz.
Den Zugang zur heutigen Lehr-Tätigkeit hat sie gefunden, nachdem ihre geliebte Mutter an Alzheimer und ihr geliebter Vater an Parkinson erkrankt waren: „Da habe ich gesehen, wie wichtig es ist, Geist und Körper zu trainieren.“
„Eine Begleiterin“
Es gibt heftig divergierende Ansichten zu jener Pädagogik, die vor mehr als hundert Jahren von der aus Italien stammenden Ärztin und Philosophin Maria Montessori entwickelt wurde. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass ältere Menschen auf die Montessori-Methodik schnell und gut ansprechen.
Heute sagt die Frau, die in der Pension ein Masterstudium in Geragogik (per Definition ist das die Pädagogik für ältere Menschen) absolviert hat: „Ich war eine begeisterte Lehrerin, aber ich habe mich immer auch als eine Begleiterin gesehen.“
Als Begleiterin sieht sie sich auch in dem von ihr komplett neu geschaffenen Kurs in der so bezeichneten nachberuflichen Lebensphase. Ihr Anspruch: „Ich möchte älteren Menschen helfen, ihr Potenzial richtig zu erkennen und dann auch abzurufen, um dadurch möglichst lange Lebensqualität zu haben und unabhängig zu bleiben.“
Video: Das ausführliche Interview mit Hirnjogging-Trainerin Christine Mitterlechner
Rund um den Tisch lebt die Erinnerung um das heutige Thema, das Waschen. Es wird erzählt, es wird gerechnet, es wird künstlerisch gestaltet. Es wird nachgedacht und es wird immer eine Lösung gefunden.
„Jeder von uns war tüchtig in seinem Leben“, so Christiane Milleret, selbst ein Jahr älter als die Kursleiterin. „Aber natürlich sinkt das Leistungsniveau mit der Zeit.“ Milleret zeigt sich sehr angetan von der Ästhetik und Haptik des Lernmaterials. Es wurde speziell für die Hände von älteren Menschen konzipiert und dann von Häftlingen der Justizanstalt Sonnberg bei Hollabrunn hergestellt.
Geragogin Mitterlechner hat mit Beatrix Dangl-Watko das sechsteilige Phasenmodell Die Freie Lernphase für Ältere entwickelt: „Nach der geistigen Einstimmung und der körperlichen Aktivierung folgen die freie Wahl der Arbeit, das Durchführen der selbst gewählten Arbeit, die Stille- und die Reflexionsphase und zum Ausklang die Seelenstärkung.“
„Eine Ermunterung“
Für Friedrich Roiser, ein Jahr jünger als die Kursleiterin, ist die Teilnahme am Kurs in Hetzendorf „eine Ermunterung, mich geistig zu bewegen“. Roiser setzt sich seit zwanzig Jahren schon mit der Psychologie der älteren Leute intensiv auseinander. Was ihm besonders gefällt: „Jeder kann sich hier ausprobieren, ohne in Konkurrenz mit anderen zu treten.“
Walking Football: Neue Angebote im Sommer und Herbst. Info und Anmeldung hier und hier.
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Sicher E-Biken: Kostenlose Kurse des ÖAMTC in Wien, Niederösterreich und im Burgenland. Info und Anmeldung hier.
Langsam laufen: Langsamlauf-Treffs gibt es u. a. in Wien, Niederösterreich und in der Steiermark. Info und Anmeldung hier.
Gesund rudern: Auf der Alten Donau mit Ex-Weltmeister Christoph Schmölzer. Info und Anmeldung in Kürze hier.
Lifelong Learning: Ab dem 3. Oktober in Wien-Hetzendorf, Marschallplatz 6B, jeweils von 14 bis 15.30 Uhr mit Jause. Sechs Einheiten. Info und Anmeldung hier.
Empfehlenswert ist auch das neue Buch von Christine Mitterlechner: „Montessori-Geragogik“ (facultas, 241 Seiten, 28,90 Euro).
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