Walking Football: Fußball für Fortgeschrittene

Das wohl beste Argument für Walking Football ist Walter Kindl: Der Wiener Elektriker war in seiner Jugend einer der torgefährlichsten Linksaußen links der Donau. Heute geht auch bei ihm alles ein bissl langsamer. Aber es geht.

Nach dem ersten Walking-Football-Spiel in Wien, zu dem das Medienhaus KURIER und der Sportdachverband ASKÖ eingeladen hatten, erklärte „der weißhaarige Blitz vom Floridsdorfer Spitz“ jenes: „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich mit zwei neuen Hüften und zwei lädierten Knie noch einmal so viel Spaß am Fußball haben werde. Und obwohl man bei diesem Spiel nicht laufen darf, war es für mich ein Erlebnis höchster Klasse.“ Dass Walter Kindl en passant auch das eine oder andere Tor erzielen durfte, mag das Seine dazu beigetragen haben.

Die ersten Gehfußballer

Zum ersten Mal gespielt wurde die neue Fußball-Variante 2011 von älteren Engländern, die ihrem Alter trotzen und weiterhin kicken wollten. Inzwischen spielt man in halb Europa mit auffallend großer Euphorie Walking Football. Im Deutschen ist übrigens von Gehfußball die Rede.

In Österreich kann man jetzt – spät, aber doch – auch mitreden: In einer Ballsporthalle in Wien 22 gehen seit Ende April 27 KURIER-Leser und eine Leserin ihrer neuen großen Leidenschaft nach.

Beim Auftaktevent war auch der Sporthistoriker Rudi Müllner aktiv im Einsatz. Den saloppen Hinweis, wonach man in Österreich lange vor den Engländern Gehfußball zelebriert hat, möchte er so nicht gelten lassen: „Es ist viel mehr zu hoffen, dass dieses alternative Bewegungsmodell viele Anhänger findet.“ Ihm selbst habe das Angebot „echt Herzklopfen“ bereitet.

Dass es Walking Football nun auch in Österreich gibt, ist auch dem routinierten Sportwissenschafter Günter Schagerl zu verdanken. Für ihn zentral ist der Aspekt der Gesundheitsförderung: „Wir können mit diesem Angebot eine Zielgruppe ansprechen, die bisher für aktive Fitnessmaßnahmen nicht oder nur schwer zu gewinnen war.“

Michael Hybl und Willy Wyskitenskyi beispielsweise. Die beiden Ex-Hobbykicker erlebten beim Auftaktspiel ihren x-ten Frühling. Und weil der Spaß am Spiel nicht zu kurz kommen soll, meinte der zuerst Genannte: „Ein großer Fußballphilosoph hat einmal gesagt, dass Fußballspielen so ein schöner Sport wäre, wenn es das mit dem Rennen nicht gäbe. Und jetzt hätten wir etwas gefunden, wo das so ist.“

Die andere Spaßkanone fügte mit einem fröhlichen Augenzwinkern hinzu: „Jahrzehnte habe ich darauf gewartet, dass mir gesagt wird: NICHT laufen!“

Spannend ist auch der Hinweis des ehemaligen FAC- und Sportclub-Fußballers Manfred Sponseiler, der nach den ersten 4 x 15 Minuten von der Idee mehr als nur überzeugt war: „Wer sich nur die Videos ansieht, könnte diese Spielvariante als lustiges Kickerl abtun. Aber das ist es nicht. Wer hier 15 Minuten mitspielt, kommt durchaus ins Schwitzen und wird eventuell am nächsten Tag Muskeln spüren, die er schon länger nicht beansprucht hat.“

You’ll never walk alone

Aufgrund der Nachfrage und der Begeisterung beim ersten „Lehrgang“ will die ASKÖ das Angebot Walking Football bis Herbst auf weitere Bundesländer ausrollen.