Lurch, Lorchel, Haselmaus: Das sind die Tiere und Pflanzen des Jahres 2023
Einst setzte ihm der Aberglaube stark zu: Nachdem Plinius der Ältere um 77 n. Chr. das giftige Hautsekret des Feuersalamanders beschrieben hatte, wurde der Schwanzlurch – gleichermaßen verehrt wie gefürchtet – als Flammenlöscher missbraucht. Heute bedrohen die Zerstörung seines Lebensraumes, Umweltgifte, der Straßenverkehr und ein eingeschleppter Hautpilz die Existenz der europäischen Amphibienart. Die aktuelle Gefährdungssituation war denn auch mit ein Grund für den Verband Österreichischer Höhlenforscher, Salamandra salamandra zum Höhlentier des Jahres 2023 zu küren.
Alljährlich heben Artenschützer und Wissenschafter – von Batlife über den Fischereiverband bis zum Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen – einen Vertreter aus ihrem Fach hervor, um auf die heimische Biodiversität aufmerksam zu machen. Schutzgedanke inklusive.
„Mit Feuersalamander, Haselmaus und Signalkrebs wurden dieses Mal Arten ernannt, die zwar allgemein bekannt sein dürften, jedoch so im Verborgenen leben, dass sie nur für geschulte Augen sichtbar sind“, heißt es beim Naturschutzbund Österreich. Die Organisation ist Drehscheibe für die Auswahl der Spezies.
„Wir wollen zeigen, welche Vielfalt die Natur in Österreich zu bieten hat.“ Auch die Spinne des Jahres (Ammendornfinger), die Flechte des Jahres (Falsche Rentierflechte) und der Lurch des Jahres (Kleiner Wasserfrosch) wurden so vor den Vorhang geholt. (Eine vollständige Übersicht bietet naturschutzbund.at/natur-des-jahres.html).
Bedrohter Sänger
Birdlife ernannte das Braunkehlchen zum Vogel des Jahres. Der kleine Sänger befindet sich im Sinkflug. Mit dem Schwinden blütenreicher Wiesen und Brachen sowie dem Insektensterben gehen auch seine Bestände zurück. Seit 1998 hat sich die Zahl der Überflieger um zwei Drittel reduziert.
Das Landkärtchen wiederum vertritt heuer die Insekten. Der Schmetterling entwickelt sich je nach Jahreszeit in unterschiedlichen Designs. „Während die Frühjahrsgeneration schwarze Zeichnungselemente auf orangem Grund aufweist, ist die Sommergeneration überwiegend schwarz mit einem gebogenen weißen Band auf Vorder- und Hinterflügeln“, beschreibt die Österreichische Entomologische Gesellschaft. Die Tageslänge zur Raupenzeit gibt dem Falter den Ton an.
Die Österreichische Mykologische Gesellschaft ihrerseits richtet das Augenmerk auf die Aufgeblähte Lorchel. Der Pilz des Jahres – vermutlich giftig – wurde zwischen Boden- und Neusiedler See allein in der Buckligen Welt nachgewiesen.
Auch die Pflanzenwelt hat ihre Botschafter: Die Artengruppe des Gewöhnlichen Wasserschlauchs etwa erzählt eine ungewöhnliche Geschichte. Die Blume des Jahres schwebt ohne Verankerung v. a. in Moorteichen und frisst dort Flöhe, Fadenwürmer und Schnecken; eine Fangblase macht es möglich.
Nicht zuletzt soll der Eiserne Kanzler – robust wie Otto von Bismarck – heuer über sich hinauswachsen. „In Anbetracht der ohnedies geringen bzw. zunehmend gefährdeten Vielfalt bei den heimischen Pfirsichen und der vorteilhaften Eigenschaften haben wir beschlossen, die Sorte bekannt zu machen und für ihre Erhaltung zu sorgen“, begründet die ARGE Streuobst ihre Wahl.
Der Apatit schließlich ist 2023 das Mineral des Jahres. Er kommt in Waldviertler Graniten genau so vor wie in den alpinen Klüften Tirols, in Linzer Sanden, steirischen Marmoren – und in menschlichen Zähnen. Bitte lächeln.
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