Internationaler Männertag: „Trump ist ein Extrembeispiel“

Michael Wendler, Donald Trump und Attila Hildmann haben sich heuer nicht mit Ruhm bekleckert
Die Corona-Pandemie offenbart auch die Krise des traditionellen Männlichkeitsbildes, erklärt der Psychologe Björn Süfke.

Björn Süfke ist Spezialist, wenn es um das Innenleben seiner Geschlechtsgenossen geht: Der deutsche Psychologe, Männertherapeut, dreifache Vater und Buchautor (zuletzt erschienen: „Männerseelen“, Goldmann Verlag) sprach mit dem KURIER anlässlich des heutigen Männertages über Verschwörungstheoretiker, Maskenverweigerer und hartnäckige Rollenbilder.

KURIER: Michael Wendler, Attila Hildmann, Xavier Naidoo – warum sind es so oft Männer, die öffentlich Verschwörungsideologien verfallen?

Björn Süfke: Generell lässt sich sagen, dass sich an den Extremen von Ausprägungen oft Männer finden – auch beim Verhaltensspektrum, etwa bei der Risikobereitschaft oder bei Ideologien. Das traditionelle Bild von Männlichkeit verlangt Männern von Kindheit an eine Abspaltung von Gefühlen ab, von Angst, Selbstfürsorge, Scham und Schuld. Im Durchschnitt – ich betone, im Durchschnitt – haben Frauen eine stärkere Verortung im Inneren, einen stärkeren Bezug zu ihren Bedürfnissen und Gefühlen.

Woran liegt das?

Das ist erziehungsbedingt – etwas, das man bei Mädchen eher fördert, während man es Buben über Jahrhunderte hinweg geradezu ausgetrieben hat. Die mussten hinaus in die Wildnis, da stören Gefühle nur. Wo dieser innere Kompass fehlt, der Zugang zu inneren Regulativen verloren geht, ist die Gefahr, dass man zu Extremen und abstrusen Ideen neigt, größer.

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