Haftstrafe: Der verglühende Stern des Alfons Schuhbeck
Das Platzl in München war vielleicht der beste Ort, um einen guten Eindruck vom Lebenswerk des Alfons Schuhbeck zu bekommen. Dort, in der Altstadt, hatte er viele Teile seines Gastro-Imperiums angesiedelt – Lokale, Geschäfte, Tee- und Gewürzhandel und eine Kochschule. Auch an anderen Orten der bayrischen Hauptstadt und anderen Städten Deutschlands war er vertreten.
Von ewiger Dauer war dieser jahrelange Höhenflug allerdings nicht. Insolvenz musste schon im Vorjahr angemeldet werden, die Rede war von einer Verschuldung über 14 Millionen Euro. Nun folgte eine Verurteilung wegen Steuerziehung im großen Stil. Mindestens 2,3 Millionen Euro sollen es sein. Der einstige „Platzl-Hirsch“ muss für mehr als drei Jahre ins Gefängnis, ohne Bewährung.
Allerdings nicht aus Gier, hatte sein Anwalt betont, sondern er habe Arbeitsplätze sichern wollen. Sogar der Brief einer Mitarbeiterin wurde verlesen. Sie beschrieb ihren Chef als einen, auf den man sich verlassen konnte, auch wenn er in Küche und Service der Qualität willen mitunter einen raueren Ton anschlage.
Alfons Schuhbeck selbst hatte vor der Richterin seine Schuld bekannt. „Ich weiß, dass es falsch war, was ich getan habe.“ Nach dem Urteil habe er zur Beruhigung erst einmal gekocht, berichtete Der Spiegel am Freitag.
Promis und Masse
Dass dem bekannten Küchenchef der Prozess gemacht wurde, ist mehr als eine Kurzmeldung; und folgerichtig liefen soziale, digitale und analoge Medien seit der Urteilsverkündung am Donnerstagabend auf Hochtouren. Ein User twitterte etwa, Schuhbeck hätte schon früher für manche Geschäftsideen eingesperrt gehört, und erwähnte ein Gewürzsalz, das der zum Geschäftsmann gewordene Koch zum Würzen von schlichtem Nudel-Kochwasser bewarb. Dass auch solche Produkte auf den Markt kamen und Abnehmer fanden, lässt sich wohl nur mit dem Bekanntheitsgrad Schuhbecks erklären.
Wie kaum einen anderen Koch im deutschsprachigen Raum kennt man den 73-Jährigen. Nicht nur in den sogenannten „besseren“ Kreisen von Promis und Gourmets hielt man viel auf die Künste des gelernten Fernmeldetechnikers. Schuhbeck bediente auch die breite Masse – in ihren Wohnzimmern, in ihren Küchen. Vor allem Kochsendungen, in denen er seit den frühen 1990er-Jahren auftrat, machten ihn populär.
Mehr als 20 Kochbücher
Und wer selbst nach Schuhbecks Rezepten und Tricks kochen wollte, legte sich eines seiner Kochbücher zu. Mehr als 20 sind es, von der „Kochschule“ über bayrische Küche oder Hausmannskost bis zu Schmankerln wie Sternzeichenküche.
Sein eigener Stern war seit 1980 aufgegangen. Der als Alfons Karg geborene übernahm von seinem Adoptivvater Sebastian Schuhbeck das „Kurhausstüberl“, bekam dort 1983 seinen ersten Stern des Gourmet-Guides Michelin, auch später durch ihn repräsentierte Lokale wurden so hoch bewertet. Mit der jetzt verhängten Haftstrafe verglüht Schuhbecks Karrierestern nun im Gefängnis.
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