Generationen im Krisenmodus: So geht es Millennials und der Gen Z

Generationen im Krisenmodus: So geht es Millennials und der Gen Z
Finanzielle Unsicherheit, Klimakrise und Krieg bereiten jungen Menschen sorgen. Für eine bessere Zukunft sind sie bereit, sich zu engagieren.

Krieg in Europa, mehr als zwei Jahre Pandemie und eine Klimakrise, deren Folgen längst zu spüren sind. Die von mehreren globalen Krisen geprägte Zeit geht an jungen Menschen keineswegs spurlos vorbei. 

Zum elften Mal hat das Beratungsunternehmen Deloitte hat ihm Rahmen "Global Gen Z & Millennial Survey“ nun die Stimmung der jungen Menschen erhoben. Mehr als 23.000 junge Menschen weltweit, davon rund 500 in Österreich, wurden dafür zu ihrer aktuellen Lebens- und Arbeitssituation befragt. 

Neuorientierung

Ihre Ergebnisse zeigen: Die wichtigsten Themen für die jungen Menschen sind die Klimakrise und die Aufrechterhaltung der finanziellen Sicherheit. Rund 40 Prozent der Jungen sehen die Bedrohung durch die Klimakrise als größte Sorge, dicht gefolgt von den steigenden Lebenshaltungskosten.

"Die Millennials und Generation Z  haben sich in den Pandemiejahren neu orientiert. Ihr Blick auf die Zukunft ist aufgrund der vielen Unsicherheiten pessimistischer geworden, daher verschieben sich auch die Prioritäten und Wertigkeiten“, erklärt Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich. "Die jungen Menschen wollen von ihrer Arbeit leben können. Sie wollen aber auch gestalten und verändern, und das fordern sie von Unternehmen verstärkt ein. Die Arbeitgeber müssen auf die neuen Anforderungen adäquate Antworten finden.“

Als Generation Z gelten heute 19- bis 27-Jährige, geboren in den Jahren zwischen 1995 und 2003. Die Millennials kamen zwischen 1983 und 1994 auf die Welt. Sie sind heute also zwischen 28 und 39 Jahre alt.

Österreichs Jugend noch besorgter

Österreichs junge Generationen zeigen sich im Allgemeinen sogar noch besorgter als ihre Vergleichsgruppe weltweit: Rund die Hälfte der Befragten in Österreich erwartet für die nächsten zwölf Monate eine Verschlechterung der allgemeinen ökonomischen und der sozialpolitischen Situation. Global erwarten dies rund 40 Prozent der befragten jungen Menschen.

Auch die finanziellen Erwartungen sind gesunken: Nur die Hälfte kann ihre monatlichen Lebenshaltungskosten bequem abdecken und nur fast 40 Prozent nehmen an, dass sie eine sichere Pensionsvorsorge haben werden.

Aichinger: "Die jungen Generationen glauben nicht mehr daran, dass sie sich mit ihrer Erwerbsarbeit auch mittel- und langfristig finanziell absichern können. Die Erfahrung von Ungleichheit nimmt zu. Vor diesem Hintergrund kommt es zu einer massiven Veränderung der Wertewelt in Bezug auf Arbeit und Engagement.“

Veränderung am Arbeitsmarkt

Die Veränderungen in der Wertewelt haben unmittelbaren Einfluss auf die Loyalität – insbesondere bei der Generation Z: Fast 40 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe wollen ihren Arbeitsplatz in den nächsten zwei Jahren aufgeben, 39 Prozent würden dies sogar tun, ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben.

Nur ein Viertel hat vor, länger als fünf Jahre zu bleiben. Neben schlechter Bezahlung, fehlendem Sinn in der Arbeit und mangelnder Perspektiven liegen die Hauptgründe dafür in dem hohen Stress-Level und Angst vor Burnout. Viele Angehörige der jüngeren Generationen haben die Pandemie-Jahre dazu genutzt, abzuwägen, welche Prioritäten sie im Leben haben. Als Folge der Corona-Pandemie ist auch der Wunsch nach hybriden Arbeitsformen deutlich gestiegen: Rund drei Viertel der Befragten wünschen sich mehr Remote Working und flexible Arbeitszeiten.

"Die Unternehmen sollten diese Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen als Alarmzeichen und Chance zugleich sehen“, erklärt Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte. "Die Studie zeigt, wo die Arbeitgeber jetzt ansetzen müssen: Neben fairer Bezahlung sind es vor allem Faktoren wie Work-Life-Balance, flexiblere Arbeitszeiten, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur, die für die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtig sind.“

Forderung nach Klimaschutz

Ganz klar zeigt sich: Die größte Sorge bereitet den jungen Menschen die Klimakrise. Fast zwei Drittel der Befragten in Österreich sind der Ansicht, dass sich die Welt am kritischen Wendepunkt befindet, um noch rechtzeitig auf den Klimawandel zu reagieren. Nur 5 Prozent glauben, dass Österreichs Regierung sich ausreichend für die Bekämpfung der Klimakrise einsetzt.

Gleichzeitig ist die Bereitschaft, sich persönlich zu engagieren, sehr hoch: Mehr als die Hälfte sagt, dass sie konsequent daran arbeitet, sich klimafreundlich zu verhalten. Und sie stellen diese Forderung auch an ihre Arbeitgeber: 38 Prozent der Generation Z und 21 Prozent der Millennials meinen, sie üben Druck auf ihre Arbeitgeber aus, sich stärker für Nachhaltigkeit zu engagieren.

Hier gibt es einen zentralen Anknüpfungspunkt für die Unternehmen: "Die jungen Generationen leben seit Jahren mit vielen Unsicherheiten, das drückt auf die Stimmung. Aber sie sind auch bereit, aktiv an Veränderungen zu arbeiten, wenn sie Sinn darin erkennen", sagt Anna Nowshad. "Die Unternehmen müssen verstärkt diesen Sinn liefern und ihren gesellschaftlichen Mehrwert zeigen.“

Jene, die ihre Mitarbeitenden dabei einbinden und gemeinsam das Unternehmen weiterentwickeln, würden einen Wettbewerbsvorteil erzielen, ist sie überzeugt. Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels sei dies auch dringend notwendig.

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