Mit Weihnachten ist es so wie mit allen perfekten Plänen – irgendwas läuft immer ganz anders, als man es sich im Vorhinein ausgemalt hat. Im Guten wie im Schlechten. Das kann schon einmal ein kleines Feuer, eine würgende Katze oder eine schier endlose Winterreise bedeuten. Das Gute daran: Die größten Hoppalas ergeben – zumindest mit der Zeit – die besten Geschichten, über die man auch Jahre später noch lachen und an die man vielleicht sogar liebevoll zurückdenken kann.
Wir haben uns auf die Suche nach den denkwürdigsten Weihnachtspannen der KURIER-Leserinnen und -Leser gemacht. Eine Auswahl der besten Geschichten lesen Sie hier. Viel Vergnügen dabei – und nicht vergessen: Welche Missgeschicke man auch immer rund um die Weihnachtsfeiertage erlebt oder erlebt hat – man ist damit in allerbester Gesellschaft.
Oh Tannenbaum
In der Familie der Niederösterreicherin Steffi gibt es eine auffällige Häufung Christbaum-zentrierter Weihnachtshoppalas. Angefangen in den Kindertagen ihres Vaters, als der kleine Baum auf dem Tisch in der Stube, nur einseitig mit Schokolade behangen, der Schwerkraft nachgeben musste und mit einem Krach zu Boden fiel.
Und dann folgte das Klischee unter den Weihnachtspannen: Die ganze Familie singt andächtig vor dem Baum, Sprühkerzen funkeln. Auf einmal ruft jemand: „Die Masche brennt!“ Keiner reagiert. Alle singen weiter. Dann noch einmal – schreiend: „DIE MASCHE BRENNT.“ Steffi erzählt weiter: „Wir haben erst dann realisiert, dass ein Stoffmascherl von den Funken einer Sprühkerze Feuer gefangen hat. Mein Vater ist in Aktion getreten: ‚Alle zurück, I moch des!‘ und hat das Feuer gelöscht. Es ist nichts passiert, wir reden aber noch heute gern darüber.“
Ganz so spurlos ging seinerzeit das Weihnachtsfest der Vorarlberger Großeltern der Wienerin Alina nicht vorbei – zumindest nicht an deren Wohnzimmereinrichtung. Alina erzählt aus der familiären Überlieferung: „Mein Opa hat einmal versehentlich den ganzen Baum angezündet, weil er nach Weihnachten noch die Kerzen herunterbrennen lassen wollte – weil man ja als Kriegskind nichts übrig lässt. Meine Großeltern konnten den Brand zwar selbst löschen, aber die komplette Tapete war danach schwarz. Und damals hat man ja auch die Decke tapeziert ... Sie mussten also das ganze Wohnzimmer neu tapezieren. An einer Tür hat man noch sehr lange schwarze Spuren gesehen – und auch meine Großmutter war bis zuletzt sehr heikel, was brennende Kerzen betrifft. Das hat sie nie wieder wegbekommen.“
Katerstimmung
Auch Haustiere bringen gerne ungewollte Aufregung in besinnliche Stunden. So wie bei Wienerin Melina: „Wir waren am Heiligen Abend alle selig um den Baum versammelt und haben Geschenke ausgepackt. Unsere Katze Lissy hat mit dem Geschenkband gespielt und plötzlich ganz komisch geatmet, gehustet und gewürgt. Wir sind alle erschrocken und haben dann gesehen, dass ein Stück Bandl aus ihrem Maul schaut. Meine Mama ist hingelaufen, hat Lissy das Maul aufgerissen und das Band herausgezogen. Danach waren wir alle – Katze und Menschen – leicht verstört. Zum Glück hat sich Lissy aber schnell beruhigt und dann haben wir weitergefeiert.“
Auch in der Familie des Steirers Michi hat sich eine Katze in der Weihnachtschronik verewigt – wenn auch auf ganz und gar unweihnachtliche Art. „Ich war ein Teenager und es war an einem der Weihnachtsfeiertage. Wir waren gerade beim Abendessen, als Daenerys, unsere Katze, wirklich die schlimmsten Laute von sich gegeben hat. Sie hat sich dabei auch ganz komisch am Boden gewälzt. Wir haben gedacht, sie hat Lametta gefressen und stirbt. Bis wir sie gestreichelt haben und sie noch mehr abgegangen ist. Da haben wir erst verstanden, dass sie in dem Moment rollig geworden ist.“
Feuriges Ferkel
Kein Weihnachtsfest ist vollständig ohne ein besonderes Festmahl. So auch beim Niederösterreicher Žarko und seiner Familie: Bei Serben gibt es traditionell am 6. Jänner (24. Dezember nach julianischem Kalender) ein Spanferkel. Der Spieß ist heutzutage aus Alu bzw. Nirosta. Früher aber hat man oft noch mit Holzspieß gegrillt. Der hält normalerweise die Zeit aus, die das Spanferkel braucht. Man kann den richtigen Moment allerdings verpassen.
Žarko erzählt: „Mein Bruder, Vater und ich standen den ganzen Tag im Schnee und haben gegrillt. Irgendwann hörte man nur ein Ächzen und Krachen – da lag das Spanferkel schon in der Glut. In solchen Momenten bricht zuerst einmal kurz Panik aus. Du weißt, dass du es schnell von der Glut holen musst, weil es sonst komplett verbrennt, zerfällt und voller Asche ist. Gleichzeitig ist aber alles, was du anfassen willst, brennheiß.“
So vergehen dann ewig lange Sekunden, bis entweder die Arbeitshandschuhe auftauchen oder jemand seine Hände opfert. „Wir haben das Schwein dann irgendwie hochgekriegt und so gut es ging auf einer Betonplatte über dem Brunnen gereinigt. Es ist jede Menge Fett in den Brunnen gelaufen, das noch sehr lange zu sehen war. Das Schwein konnte aber gerettet werden. Manche der Teile waren dann eben besonders knusprig.“
Höhere Gewalt
Zu Geschichte des Heiligen Abend gehört auch die erfolglose Herbergssuche. Ähnlich erlebte es die Wienerin Marion: „Es war im Winter 2011, ich war auf Erasmus in London und wollte die Weihnachtsferien daheim verbringen. Mein Flug ging am 24. 12., mit Umstieg in Köln. Ich wäre problemlos am Nachmittag in Wien gewesen.“ Eigentlich. Denn es herrschte ungewöhnlich starkes Schneetreiben in diesen Tagen. „Mein Flug hob in Heathrow erst mit dreistündiger Verspätung ab. Über Köln konnten wir dann nicht landen – vereiste Landebahn. Wir sind erst ewig gekreist und schließlich auf einem anderen Flughafen in der Nähe gelandet. Dort wurde uns recht schnell gesagt, dass an diesem Tag gar keine Flüge mehr gehen würden.“
Die einzige Möglichkeit war der Zug: Über München nach Salzburg und dann umsteigen nach Wien. Irgendwie wäre sich so noch eine Ankunft am (sehr) späten Abend ausgegangen. „Doch dann blieb der Zug auf dem Weg nach München hängen und konnte stundenlang nicht weiterfahren. Die Stimmung war da bei den meisten Leuten schon im Keller, auch ich war dann nur noch am Weinen.“
Irgendwann hat sie aber akzeptiert: „Das ist jetzt der Heilige Abend. Ich bin also ins Bordrestaurant, und habe mir ein möglichst gutes Abendessen gegönnt. Andere haben Sekt bestellt, jeder hat das Festlichste gesucht, das die Karte zu bieten hatte. Es wurden Snickers verteilt und der Schaffner ging durch, um allen Frohe Weihnachten zu wünschen. In Salzburg war natürlich mein Anschlusszug weg und ich musste in der kalten Bahnhofshalle übernachten. Irgendwann am nächsten Vormittag war ich dann endlich in Wien. Es war mit Sicherheit unvergesslich, ich will es aber niemals wiederholen.“
Ein unerwarteter Weihnachtsgruß
Auch Weihnachtsgeschenke nehmen nicht immer den direkten Weg von A nach B. Manche brauchen eben ein paar Jahrzehnte für ihre Reise, sind dann aber für ihre Empfänger umso kostbarer.
Die in Wien lebende Gesine erzählt: „Mein Opa ist bereits vor 34 Jahren gestorben. Bei seinem letzten Weihnachtsfest 1990 – ich war damals 11 Jahre alt – haben meine Mutter und meine Tante ihm, wie jedes Jahr, ein Puzzle zu Weihnachten geschenkt. Zumindest hatten sie das vor. Kurz vor dem Fest war die Schachtel partout nicht mehr auffindbar. Da meine Mutter immer sehr gut organisiert und verantwortungsvoll war, haben sich alle sehr gewundert, was mit dem Geschenk geschehen ist. Meine Mama hat auch versichert, ein Puzzle mit einem Dackel-Bild gekauft zu haben.“ Sie hat es aber offenbar so gut versteckt, dass sie nicht mehr draufgekommen ist, wo.
„Als nun meine Mama selbst vor zwei Jahren gestorben ist, habe ich unter vielen Kisten im Keller ein eingepacktes Puzzle mit Dackeln gefunden. Es stand darauf: ,Für Papa‘. Im ersten Moment war ich wahnsinnig traurig, aber dann hat es mich sehr gefreut, dass dieses Erinnerungsstück nun bei mir ist. Es kommt auch noch zu seinem Einsatz: Wir haben das Puzzle aufgehoben und werden gemeinsam es mit der Familie legen.“
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