Body Positivity: Auch Männer brauchen neue Körperbilder
Mit dem klassischen Mode-Influencer hat Claus Fleissner rein optisch nicht viel gemein. Dennoch folgen dem Frankfurter Plus-Size-Model auf Instagram knapp 20.000 Abonnenten, sein Männermodeblog war einer der ersten im deutschsprachigen Raum.
Fleissner zählt zu den wenigen männlichen Vorreitern der Body-Positivity-Bewegung und setzt sich für ein vielfältigeres Bild von Männlichkeit ein. Das sei dringend notwendig, sagt Fleissner: Denn während sich Konsumentinnen langsam an Models mit Dellen und Dehnungsstreifen gewöhnen, werden Männer in der Werbung immer noch meist mit Sixpack, vollem Haar und V-förmiger Statur abgebildet.
„Frauen haben sich hier einfach früher Gehör verschafft, da sie viel stärker davon betroffen sind, dass ihre Körper öffentlich bewertet werden“, sagt der 44-Jährige. Ein dicker Mann werde bis zu einem bestimmten Punkt eher mit positiven Attributen wie Stärke oder Robustheit belegt, ein kleiner Bauchansatz liebevoll als „Dad Bod“ tituliert. Die maskuline Idealvorstellung löst vor allem bei jungen Männern dennoch Druck aus – sie reden nur seltener offener darüber, sagt Fleissner. „Aber wir Männer holen auf und es gibt inzwischen viele, die andere Körperbilder normalisieren und über vermeintliche Schwächen und Themen wie mentale Gesundheit sprechen.“
Problemzone Hollywood
Auch Modemarken ziehen nach und setzen mittlerweile häufiger auf männliche Models, die vom Mainstream abweichen. „Das vorherrschende Bild in den Medien ist aber immer noch der normschöne, glattrasierte, junge Typ mit Waschbrettbauch, der uns in der Werbung aus dem Meer entgegenspringt“, kritisiert Fleissner. Ein Bild, das eben nicht dem durchschnittlichen Konsumenten entspricht.
Er wünscht sich, dass noch mehr Vielfalt gezeigt wird und sich somit die Sehgewohnheiten ändern. Ein positives Beispiel: Die Werbekampagne von Rihannas Unterwäschelabel Savage x Fenty mit männlichen Plus-Size-Models. „Hier wird die Mode an den Männern gezeigt, für die sie gemacht ist – egal in welcher Konfektionsgröße.“
Noch relativ selten sprechen – anders als ihre weiblichen Kolleginnen – männliche Filmstars über Bodyshaming. Einer, der optisch nicht dem Brad-Pitt-Ideal entspricht, ist der Schauspieler Jonah Hill. Vergangenes Jahr sorgte er für Aufsehen, als er auf seinem Instagram-Profil ein oberkörperfreies Paparazzi-Bild von sich teilte, das Boulevard-Medien zuvor hämisch verbreitet hatten.
Mit 37 könne er seinen Körper endlich lieben und akzeptieren, schrieb Hill darunter. Und hängte noch eine wichtige Botschaft an seine jungen Fans an: „Das ist für die Kids, die am Pool ihr Shirt nicht ausziehen wollen: Ihr seid wundervoll und perfekt.“
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