Blues nach Avatarfilm: Ein Syndrom geht um die Welt
Es ist ein Phänomen, dass weltweit beobachtet wird. Es ist so verbreitet, dass es der Begriff in das Online-Wörterbuch Urban Dictionary geschafft, das englische Slangbegriffe auflistet: das Post-Avatar-Depressions-Syndrom, kurz PADS. Es befällt Menschen, nachdem sie den Film Avatar gesehen haben. Bereits 2010 haben Kinobesucher darüber berichtet - damals lief der erste Film. Jetzt ist der zweite Teil angelaufen - und wieder ist vielen Zuschauern danach zum Heulen zumute.
Keine anerkannte Erkrankung
Auch wenn viele über diese Gefühle berichten, ist PADS doch keine medizinisch anerkannte Erkrankung - es ist nämlich keine klinisch anerkannte Depression, sondern eher eine kurze depressive Verstimmung. Bei einer klinischen depressiven Erkrankung müssten schwerwiegende Symptome vorliegen, die mindestens zwei Wochen lang anhalten. Dazu zählen Schuldgefühle, Selbstabwertung und Suizidgedanken. Außerdem leiden Menschen, bei denen eine Depression diagnostiziert wurde, oft zudem an verminderter Aufmerksamkeit oder Schlafstörungen. Heißt: Nicht jeder, der einmal down ist, ist auch gleich depressiv.
Das echte Leben
Warum aber sind einige nach dem Film so traurig? Der US-amerikanische Psychiater Stephan Quentzel erklärt das auf CNN so: "Das echte Leben kann nicht so utopisch aussehen, wie es auf der Leinwand abgebildet wird". Bei Avatar sei schließlich das Beste aus der Technologie herausgeholt worden.
Daher ist es durchaus vorstellbar, dass manche vom Dschungel mit den bunten Pflanzen und putzigen Tieren sowie der schillernden Unterwasserwelt überwältigt sind. Der Anblick der Realität könnte sie anschließend deprimieren. Der Film ist einer der aufwendigsten und teuersten aller Zeiten. Die Produktion soll 350 bis 400 Millionen US-Dollar gekostet haben.
Möglich sei auch ein Zusammenhang mit einer Klimaangst. Wer sich um die Umwelt sorge, sei eher empfänglich für solche Gefühle. Denn verständlicherweise machen sich gerade junge Menschen zunehmend Sorgen um die Natur.
Das hilft gegen PADS
Doch was können Betroffene gegen die Niedergeschlagenheit tun? Die Psychologin Susanne Spieß meint in auf Welt.de, dass Betroffene zunächst ihre Gefühle hinterfragen sollten: Haben sie etwa Sehnsucht nach Idylle und wollen mehr Zeit in der Natur verbringen, oder wünschen sie sich Ruhe? Auch Engagement sei denkbar. „Immer wenn wir aus der Hilflosigkeit in die konstruktive Aktivität kommen, geht es uns besser.“
Die kanadische gemeinnützige Organisation Ancient Forest Alliance macht Betroffenen ein Angebot: Die NGO setzt sich für den Schutz der Wälder ein und hat einen Drei-Stufen-Plan gegen PADS entwickelt: Betroffene sollten die Natur erleben, Maßnahmen zu dessen Schutz ergreifen und auch andere dazu bringen, dies zu tun. Zudem kann der Austausch mit anderen helfen. So haben einige Fans in den Foren ihre Tipps geteilt, um sich mehr mit der Umwelt zu beschäftigen und den Konsum zu reduzieren.
Das Post-Avatar-Depressions-Syndrom ist mit dem zweiten Film nicht vorbei. Ende 2024 soll der dritte Film über die fantastischen Welten von Pandora in die Kinos kommen.
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