Katharina (29): Die Nacht, in der ich Tinder für immer löschte
Total verliebt, alles rosarot, alles flauschig. So befand ich mich drei Monate nach dem Kennenlernen im Schlafzimmer des Tinder-Typen meines Herzens (nennen wir ihn ab hier kurz TTMH). Der Sommer war heiß, er war es auch und ich war glücklich, wie man es nur ganz am Anfang einer frisch ertinderten Romanze ist, wenn sich der junge Mann selbst nach mehreren Treffen nicht als Psychopath oder totales Muttersöhnchen erweist.
Der TTMH schnarchte genüsslich neben mir. Wenn man verliebt ist, empfindet man das ja sogar als Schlechtschläferin als sanftes Säuseln. Als Schlechtschläferin bin ich allerdings empfindlich, was Lichtquellen angeht. Der leichte Schimmer aus dem Mistkübel des TTMH nervte mich unendlich. Überhaupt, was konnte da so leuchten? War der Mann doch ein Verrückter, der Atommüll im Schlafzimmer lagerte? Ich tapste zum Mistkübel. Er war voller Leuchtkondome, grün schimmernd, mit denen ich nichts zu tun hatte.
Offenbar hatte der TTMH fleißig weitergetindert, während ich schon kurz davor war, über die Vornamen unserer Kinder nachzudenken. Es war die Nacht, in der ich Tinder für immer löschte.
Lisa (41): Vom Single zur Großfamilie
Es ist kein Jahr her, dass ich auf meiner Couch gelegen bin und ohne jegliche Erwartung wieder einmal durch Tinder geswipt habe. Immer wieder blickte ich in dieselben Gesichter, die mir viel zu oft vorgeschlagen wurden. Doch plötzlich erschien da ein Mann, der interessant wirkte. Nettes Lächeln, auf dem Foto lehnte er an einem Tisch. Match!
Wir schrieben einander sofort, verstanden uns richtig gut. Von Anfang an schien alles einfach und reibungslos zu funktionieren, was bei mir zuvor noch nie so war. Beim ersten Date waren wir eislaufen am Rathausplatz, wir merkten beide sofort, dass wir extrem gut harmonieren. Ich lernte sehr schnell seine Familie und seine beiden Kinder kennen. Auch mit ihnen wurde ich rasch warm, sie zum Glück auch mit mir.
Heute sitze ich mit großem Bauch auf der Couch und kann es kaum fassen, was in diesem vergangenen Jahr alles passiert ist. In drei Wochen habe ich Geburtstermin von unserem Baby. Ich bin mittlerweile bei dem Mann eingezogen, wir führen das Leben einer Patchwork-Familie, es ist aufregend und anstrengend zugleich.
Sebastian (24): Und halbjährlich grüßt die Tinder-App
Es ist wieder so weit: Der Zyklus beginnt von Neuem, und ich re-installiere Tinder. Das Profil besteht bereits, es gilt maximal ein paar Fotos zu ändern. Danach wird "geswipt“ und in den kommenden Minuten finden sich auch einige Matches. Doch nun beginnt der mühsame Teil: die Kontaktaufnahme. Ich überlege mir einige Gesprächseinstiege abseits des verpönten "Hey, wie geht’s?“ und versuche mein Glück. An diesem Tag bekomme ich keine Rückmeldungen, von den meisten überhaupt nie.
Am darauffolgenden Tag meldet sich jedoch tatsächlich jemand zurück und wir kommen gut ins Gespräch – ein Treffen ist schnell ausgemacht. Sie ist weltoffen, gefestigt in dem, was sie möchte, und wir teilen unsere Musikgeschmäcker – alles mir wichtige Aspekte. "Vielleicht funktioniert es dieses Mal“, denke ich mir noch während des zweiten Dates.
Danach höre ich nie wieder etwas von ihr, und sie antwortet auch nicht auf meine Nachrichten. Genervt lösche ich die App. Und ich weiß: In einigen Monaten wird sie mich wieder anlachen. Der Zyklus beginnt von Neuem.
Laura (21): Hundedreck statt Winterromantik
Es hätte ein romantisches erstes Date auf dem Dobratsch werden sollen. Verliebt den Berg hinaufschwitzen und zusammengekuschelt in die schneebedeckten Karawanken blicken.
Dann kam, kurz davor, eine Bitte. "Können wir uns eine Stunde später treffen? Und wenn du schon wartest, kannst du mir eine Salamisemmel kaufen?“, fragte Lukas, der im Chat so vielversprechend gewirkt hatte.
Der Mädels-Gruppenchat war nicht erfreut. "So was macht kein Gentleman“, schimpften sie. Ich aber glaubte an das Gute im Mann, wartete und kaufte Proviant für zwei. Ihn – und mich.
Falsch gedacht. "Oh, du hast mir ja gleich zwei geholt“, begrüßte mich Tinder-Lukas nach 90 Minuten Wartezeit in klirrender Kälte.
Mitgebracht hatte er nicht nur Hunger, sondern auch seinen Berner Sennenhund. Süß, dachte ich – bis er uns auf dem Weg zum Gipfel ein Geschenk hinterließ. Natürlich hatte sein Besitzer kein Gackerl-Sackerl dabei. Und so endete das Date damit, dass ich mit knurrendem Magen und bloßen Händen einen Haufen Hundekot unter den Schnee buddelte. Zu einem zweiten kam es – Überraschung – nicht. Salamisemmel habe ich seitdem auch keine mehr gegessen.
Kommentare