Zurück zum Handschlag: Geschüttelt und berührt
Viele Monate war nicht klar, ob der Handschlag die Corona-Pandemie überleben würde. Er galt als Virenschleuder, sein Image schien für immer ramponiert. Jetzt deutet einiges auf sein Comeback hin. Politiker und Royals schütteln wieder hoch offiziell Hände, und auch im Alltag begegnet einem das Ritual wieder häufiger.
Eine so lange kulturelle Tradition lässt sich eben nicht so einfach ausrotten, sagt Martin Grunwald, der das Haptik-Forschungslabor an der Uni Leipzig leitet. „Erst über sogenannte Vollkontakt-Informationen versichern wir uns, dass der andere wirklich da ist. Allen anderen Sinnen kann man nicht so sehr trauen.“
Sehnsucht nach Berührung
Besonders jetzt, nachdem vieles virtuell stattfand, sehne sich der Berührungssinn nach Anregung. Ellenbogencheck und Faustgruß reichen da nicht aus, erklärt der Psychologe. „Das ist ein anderes Körpergefühl, nichts Warmes, nichts Weiches. Sehr hart, knochig.“
Ursprünglich wurde mit der ausgestreckten, geöffneten Gruß-Hand Wohlwollen und Waffenlosigkeit signalisiert. Nach vielen Corona-Monaten wirkt die Geste auf viele aber erst recht bedrohlich.
„Viele mochten das Händeschütteln schon vorher nicht und werden nun eher nicht mehr darauf zurückkommen“, beobachtet Miranda Suchomel vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie an der MedUni Wien.
Eine Frage der Hygiene
Wie steht die Hygienikerin selbst zum Handschlag-Comeback? „Ich würde mir wünschen, dass wir wieder zum Händeschütteln zurückfinden. Das ist Teil unserer Kultur. Ich habe das Gefühl, dass die Leute einander gar nicht mehr richtig anschauen“, sagt sie.
Das Coronavirus werde schließlich nicht direkt über die Hände übertragen, sondern in erster Linie durch Tröpfchen in der Luft. „Die Diskussion über das Händedesinfizieren zu Beginn der Pandemie fand ich absurd.“ Eines aber betont die Expertin: Wer wieder regelmäßig fremde Hände schütteln möchte, sollte die eigenen ebenso regelmäßig mit Seife waschen.
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