Sekt als Speisebegleiter: Kann man Schaumwein zum Essen trinken?
Als sich im Jahr 1841 der Kellermeister Robert Alwin Schlumberger in eine österreichische Industriellentochter verliebt und ihretwegen das französische Reims verlässt, nimmt er etwas Großes mit: das Wissen um die Méthode Traditionelle, durch die aus Wein Sekt gemacht wird. Und weil es in Österreich schon damals genug Wein gab, machte Schlumberger ab dem nächsten Jahr Sekt aus heimischen Trauben, den ersten außerhalb Frankreichs.
Benedikt Zacherl wurde 2020 ein paar Wochen vor dem ersten Lockdown Geschäftsführer des Sekt-Giganten. Zwei Pandemiejahre haben aus seiner Sicht den Schaumwein noch bedeutender gemacht, die 180-jährige Firmengeschichte verpflichte aber auch zu Innovation – was sich in der Geburtstagskampagne spiegeln soll.
KURIER ReiseGenuss: Herr Zacherl, Schaumwein-Machen war immer eher Akt der Perfektion als die kreative Suche nach Neuem. Wie hält man da gegen Trends wie „Pet Nat“ (Pétillant Naturel, Anm.)?
Benedikt Zacherl: Wir haben in 180 Jahren vieles kommen und gehen gesehen. Man muss Neuem gegenüber schon immer offen sein, aber nur als On- Top. In unserem Hauptgeschäft hat der Konsument eine Erwartungshaltung: Wenn ich einen Schlumberger Sparkling öffne oder verschenke, gibt es nie eine Enttäuschung. Pet Nat ist sehr spannend, aber gleichzeitig eine Qualitäts-Hochschaubahn, bei der sogar in einem 6er-Karton jede Flasche unterschiedlich schmeckt. Daher wird sich das aus meiner Sicht nicht breit durchsetzen, der Konsument will, wenn es ihm beim ersten Mal schmeckt, dass es beim zweiten Mal wieder so schmeckt. Es ist zwar auch bei unserem Sekt in der Méthode Traditionelle jede Flasche ihr eigenes Gärungsuniversum, aber immer in gewohnter Qualität.
Trügt der Eindruck, dass es bei Schaumwein generell lange Zeit wenig Entwicklung gegeben hat, aber seit zwanzig Jahren kommt ständig etwas Neues?
Entwicklung hat es immer gegeben, wir haben in der Qualität stets etwas draufgesetzt. Es wäre ja falsch, nach 180 Jahren immer nur ehrfürchtig zu bewahren. Man muss vorsichtig weiterentwickeln, was die Gründungsvater schon gut entwickelt haben. Deswegen stimmt der Eindruck gar nicht, gerade Schlumberger hat sich schon in den 1970ern mit Dingen wie Histamin und Bekömmlichkeit beschäftigt, einen Rosé haben wir in den 1990er-Jahren gebracht, und vieles mehr. Aber ja, es gab seit den 1980ern eine Internationalisierung bei Schaumwein, Prosecco ist groß aufgekommen, andere wie Cava oder Créman, auch in Österreich experimentiert man seit damals mit Produktion und Lagerzeiten.
Hat nicht gerade Prosecco und der dann folgende Frizzante-Trend zu einer gewissen Proletarisierung des Sekts geführt?
Schaumwein ist dadurch breiter geworden und Sekt ist kein reines Anlassgetränk mehr, dadurch wird er in seiner Vielfalt mehr geschätzt. Er bleibt ja in der Qualität die Spitze des Schaumweins. Die Suche nach Perfektion ist nach wie vor da. Sekt wird zum alltäglicheren Getränk, und dafür brauche ich mehrere Arten und trinkfreudige Produkte im Glas.
Taugt er schon als Speisebegleitung?
Natürlich! Gerade der österreichische Sekt ist mit seinen unterschiedlichen Rebsorten und Dosagen sehr vielfältig, wie der Wein.
Welchen Sekt empfehlen Sie zu Fisch?
Da würde ich den Klassiker Sparkling Brut nehmen, eine Cuvée aus Welschriesling, Weißburgunder und Chardonnay. Auch zu weißem Fleisch.
Zu Wild?
Dazu empfehle ich einen kräftigen Rosé oder einen Blanc de Noirs (aus roten Trauben weiß gepresst, Anm.), wo ich die Rotweinnoten drin habe.
Welche Trends kommen noch auf uns zu? Wird es insgesamt immer opulenter?
Es wird zwei Bewegungen geben. Das eine ist die experimentelle Opulenz: Da wird man weiterhin versuchen, ob man den Sekt noch ein bisschen länger reifen lässt oder noch mehr Geschmack in den Grundwein oder die Dosage zu legen. Sonst werden sich aber starke Marken immer durchsetzen. Die Menschen wollen in bewegten Zeiten verlässliche Produkte haben, die sie nicht enttäuschen.
Sekt-Feierlichkeiten
Am 22. Oktober wird der „Tag des österreichischen Sekts“ gefeiert, an dem Hersteller zu Verkostungen und Führungen laden. In den Schlumberger Kellerwelten gibt es an diesem Tag von 14 bis 20 Uhr freien Eintritt (weitere Führungen und Infos auf schlumberger.at)
Zu gewinnen: Plätze beim Sparkling Brunch
Außerdem feiert Schlumberger in September und Oktober mit der „Sparkling Brunch“-Tour in Top-Gastro- nomie mit musikalischem Rahmenprogramm von DJane Tamara Mascara. Alle Termine auf schlumberger.at
Unter KURIER ReiseGenuss-Lesern werden 2 Brunch- Plätze für 2.Oktober 2022 im 57 Restaurant@Melia Wien verlost (12–15 Uhr) Einsendungen unter: reise@kurier.at (Einsendeschluss ist der 25.9.2022)
Kommentare