Aktuell bauen 13.549 Landwirte auf einer Fläche von 18.687 Hektar - umgerechnet sind das 26.000 Fußballfelder - Erdbirnen an. Im vergangenen Jahr wurden 686.223 Tonnen Kartoffeln geerntet. Niederösterreich ist mit Abstand das wichtigste Anbaugebiet, dort steht auch Österreichs Pommeswerk, das u.a. von 160 heimischen Pommes-Bauern beliefert wird.
Seltene Sorten sorgen für Farbe
Kartoffeln, die im Herbst geerntet werden, brauchen zwischen 120 und 160 Tagen, um sich zu entwickeln. Der niederösterreichische Raritäten-Landwirt Christof Schramm baut auf seinem Kartoffelhof Schramm in Großengersdorf am Nordrand des Marchfeldes 40 seltene Sorten an. Sein Favorit: "Die Roten Hörner sind wie rote Kipfler und kommen ursprünglich aus Chile. Sie haben einen besonders angenehmen Geschmack."
Je farbenfroher die Kartoffel ist, desto mehr Anthocyane sind in der Kartoffel enthalten: Diese wasserlöslichen Farbstoffe wirken rund zehnmal so stark wie Vitamin C.
Die Kartoffelpflanze bevorzugt gemäßigte bis kühle Klimazonen und gedeiht am besten in gut durchlässigen Böden. Generell läuft die Ernte im Herbst nicht so erfreulich wie bei den Heurigen Anfang des Sommers: "Bei Temperaturen jenseits von 30 Grad stellt die Pflanze ihren Wachstum ein – wir hatten zu viele Hitzetage." Wer die Hitze außerordentlich gut verträgt, ist die Süßkartoffel, die mit der Kartoffel weit verwandt ist.
Mehlige Sorten für Christkindlmärkte
Auch wenn seltene Sorten für den Konsumenten geschmacklich und optisch interessant sind, gehören sie laut dem Landwirten zum Nischenprogramm, da diese Sorten meist krankheitsanfälliger und weniger ertragreich sind.
Aufgrund ihres Stärkegehalts werden Kartoffeln in festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend gegliedert. Je mehr Stärke Erdäpfel enthalten, desto trockener ihr Fruchtfleisch und desto lockerer werden sie beim Garen. Mehlige Kartoffeln verwendet man daher für Knödel, Nockerln oder Püree, weil sie leicht zerfallen. Festkochende Sorten eignen sich besonders für Braterdäpfel oder Gratins, da sie aufgrund des niedrigen Stärkegehalts ganz bleiben.
Generell lässt sich sagen, dass festkochende Sorten in Ländern wie Österreich beliebt sind, weil es hier Gerichte wie den Erdäpfelsalat gibt. Zudem bevorzugen Österreicher, Franzosen, Polen und Niederländer gelbes Fruchtfleisch.
Große mehlige Sorten verkauft Schramm vor allem an Betreiber von Christkindlmarktständen, da sie die perfekten Ofenkartoffeln sind.
Universalerdapfel wird beliebter
Die Kategorie "vorwiegend festkochend" hat sich zum Universalerdapfel entwickelt – mehlige Sorten sind laut Lebensmittelhändler Spar beim Konsumenten nicht mehr so gefragt. Rewe stimmt zu und setzt bei festkochenden Sorten auf Sortiments-Weiterentwicklung.
Diskonter Hofer sieht das genauso und ergänzt: "Ein Grund für verändertes Kaufverhalten kann sicher sein, dass die heutigen festkochenden Erdäpfelsorten vielseitig einsetzbar sind und etwa auch Knödel und Püree zubereitet werden können."
Das veränderte Kaufverhalten hat jedenfalls keine Auswirkung auf den Absatz von Packerlpüree. Zwar gab es laut Hofer während der Pandemie eine verstärkte Nachfrage nach Fertigpüree, diese ging danach aber zurück und ist mittlerweile konstant.
Allerdings hat die Diskussion um gute und böse Kohlehydrate einen neuen Trend hervorgebracht: Laut Rewe wächst das Interesse an Sorten mit weniger Stärkeanteil, sogenannte Lower Carb-Erdäpfel, die für Ernährungsbewusste gedacht sind.
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