Eltern mobilisieren gegen mobbende Lehrerin

Eltern mobilisieren gegen mobbende Lehrerin
Erniedrigung von Schülern an Wiener Gymnasium: Personenkomitee tritt mit einem umfassendem Bericht an die Öffentlichkeit.

"Natürlich ist es ein Risiko für meinen Sohn, und er war auch schon Repressalien ausgesetzt. Aber wir haben jetzt in einem 16-seitigen Dokument ausreichend Fälle dokumentiert, um an die Öffentlichkeit zu gehen." Armin Kaltenegger ist einer der zwei Sprecher eines Personenkomitees von Eltern, das jetzt die Vorwürfe gegen eine Mathematiklehrerin an einem Gymnasium in Wien-Währing umfassend erhoben hat.

Seit 2009 wird der Lehrerin mehrfach systematische Erniedrigung von Schülern vorgeworfen. In der Wiener Bildungsdirektion hieß es auf KURIER-Anfrage, dass bisher aber die Angaben zu ungenau waren oder Eltern sich nie namentlich dazu bekennen wollten.

"Jetzt treten erstmals zwei Eltern – ich und eine Mutter – an die Öffentlichkeit: Und wir haben in unserer Dokumentation zahlreiche Fälle aus den vergangenen zehn Jahren gesammelt. Wir haben die Namen betroffene Schüler und Eltern, die jederzeit in einem Verfahren aussagen würden. Erstmals gibt es dafür Beweise in ausreichender Dichte und Güte.“ Wobei Kaltenegger betont: "Wir wollen nicht die Existenz dieser Lehrerin ruinieren. Sie könnte ja auch in der Schulverwaltung arbeiten. Uns geht es um den Schutz der Kinder."

Diese Dokumentation war auch der Anlass dafür, dass die Volksanwaltschaft Wien den Fall jetzt neuerlich prüft.

Eltern mobilisieren gegen mobbende Lehrerin

Armin Kaltenegger ist einer der Sprecher eines Elternkomitees.

"Diese Lehrerin hat sich immer eine Klasse ausgewählt, in der sie besonders willkürlich und streng vorgegangen ist", berichtet Kaltenegger dem KURIER. "Sie hat psychischen Druck ausgeübt und hat einzelnen Schülern, aber auch Gruppen schon zu Beginn des Schuljahres gesagt, dass sie durchfallen werden. Eine solche fatalistische Prognose setzt bei den Kindern einen Negativkreislauf in Gang.“ Bei einer Nachschularbeit hätten von 28 Schülern 26 ein „Nicht genügend“ gehabt. „So haben sich in der Oberstufe ganze Klassen aufgelöst– weil viele Schüler durchfielen und andere die Schule verließen. Deshalb gibt es heuer keine 7A – von der 6A blieb einfach niemand übrig.“

Eine Mutter bestätigt das: "Mein Sohn kam in der sechsten Klasse eines Tages nach Hause und hat gemeint, er sei für das Gymnasium nicht geeignet. Er hat dann die Schule gewechselt und dort auf die Mathe-Matura eine zwei bekommen."

Kaltenegger: "Ihr Unterricht ist von Willkür und Ungerechtigkeit geprägt. Und es gibt eine spürbare Lust daran, dass das System nicht funktioniert. Viele Schüler sagen, ,das ist kein Unterricht, sondern ein Überlebenskampf‘."

Die Bildungsdirektion Wien sammelt jetzt bis Freitagmittag Berichte von Betroffenen. Zusendungen an arno.langmeier@bildung-wien.gv.at. Das Bildungsministerium will bis Mitte kommender Woche Informationen, welche Schritte bisher gesetzt wurden. "Wir werden die Vorwürfe rasch überprüfen", sagte ein Sprecher von Bildungsdirektor Heinrich Himmer.

Für den KURIER war die Pädagogin telefonisch nicht erreichbar. Auch eine eMail-Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

"Gute Lehrer an der Seite des Kindes"

Pädagogen-Knigge. Ex-Direktorin Heidi Schrodt über Qualifikationen

Den aktuellen Fall könne sie zwar nicht kommentieren, sagt Heidi Schrodt, Ex-Direktorin der AHS Rahlgasse  und Mitglied im KURIER-Bildungsbeirat: "Aber ich kann sagen, was eine Lehrerin und ein Lehrer nicht machen sollen und dürfen: Und das ist Kinder beschämen und bloßstellen. Und natürlich darf ein Lehrer keinen psychischen Druck ausüben.“
Für einen guten, professionellen Unterricht müsse eine Lehrperson fachlich, sozial und kommunikativ kompetent sein, betont Schrodt. "Auf keinen Fall darf sie die Eltern außen vor lassen, sondern muss mit ihnen kooperieren. Hier haben wir in Österreich Aufholbedarf.“

Eltern mobilisieren gegen mobbende Lehrerin

Heidi Schrodt: „Wer Kinder nicht mag, hat in der Schule nichts verloren.“

Ein Lehrer müsse „an der Seite des Kindes stehen und ihm vermitteln, ,ich traue dir sehr viel zu‘. Wer es nicht schafft, hinter seinen Schülern zu stehen, der ist für den Beruf ungeeignet“, betont Schrodt.  „Auf einen guten Lehrer muss sich ein Kind immer verlassen können.“

Sie sei derzeit in vielen Brennpunktschulen in London unterwegs: „Das Motto der Lehrer hier lautet:  ,Du kannst es – und du kannst es noch besser. Ich bin dabei immer an deiner Seite und werde dich begleiten‘.“ Ein Lehrer müsse Leistung verlangen, aber ohne Drill: „Jedes Kind hat andere Voraussetzungen. Die muss man sehen und auf sie eingehen.“  Und: „Wer Kinder nicht mag, hat in der Schule nichts verloren.“

 

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