Die Geruchswelt der Katze: Im Rausch der Düfte

Mit dem richtigen Riecher: Katzen haben einen empfindlichen Geruchssinn.
Katzen nützen ihre feine Nase beim Jagen, Fressen und in der Kommunikation. Bei Baldrian und Katzenminze geraten sie in Ekstase.

Immer der Nase nach. Der Geruchssinn ist bei Katzen stark ausgeprägt. Die Tiere verfügen über doppelt so große und zehn Mal so viele Geruchszellen wie Menschen. Und über das Jacobsonsche Organ am Gaumen, das sie zusätzlich bei der Duftwahrnehmung unterstützt. Das hat nicht einmal der Superschnüffler Hund.

Katzen setzen ihren empfindlichen Geruchssinn ab der Geburt ein“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn erklärt, für welche Lebenslagen Katzen den richtigen Riecher haben und was ihnen stinkt.

Im Alter von etwa zehn Tagen öffnen Kätzchen erstmals die Augen und beginnen, die Ohren aufzurichten. Der Geruchssinn dagegen funktioniert sofort. Er hilft den Jungtieren, die Zitzen der Mutter zu finden – und von da an bei jeder Säugung die einmal ausgewählte und markierte Milchquelle.

Auch später nützen Katzen ihre Nase in Sachen Ernährung. „Freigänger riechen, wo Kleinsäuger wie Mäuse gegangen sind, folgen dem Weg und legen sich auf die Lauer“, erklärt die Expertin. Daheim im Napf wird ebenfalls zuerst geschnuppert und dann gefressen. Oder eben nicht: Futter ohne ansprechendes Aroma bleibt unberührt. Das wissen auch die Nahrungsmittelhersteller.

Kommunikation

Katzen setzen ihren guten Geruchssinn zudem in der Kommunikation ein“, sagt Schratter. Die soziale Verständigung unter Artgenossen startet mit dem Austausch von Geruchsinformationen. Über Gesicht-zu-Gesicht, Gesicht-zu-Anus erkennen Katzen einander wieder oder stellen fest, dass sie sich fremd sind. Mit dem Markieren hinterlassen die Tiere Duftbotschaften im Revier, die Auskunft über Geschlecht, Alter, Paarungsbereitschaft und Gesundheitszustand geben. Die feine Nase kann alle Daten auslesen.

Katzen haben die Fähigkeit, Gerüche mit dem Jacobsonschen Organ aufzunehmen. Duftmoleküle werden dabei über Zunge und Gaumen ans Hirn geleitet“, erklärt der KURIER-Tiercoach. Dazu öffnen Katzen etwas das Maul, ziehen die Oberlippen und die Nase hoch. Sie flehmen (wie Pferde). Durch diese spezielle Atemtechnik können sie neue Gerüche besonders intensiv riechen und abspeichern.

Erregung

Mit dem Flehmen können sich die Tiere aber auch regelrecht in Ekstase versetzen. Bestimmte Düfte lösen bei Haus-, Wildkatzen rauschähnliche Zustände aus: Baldrian und Katzenminze erregen jedenfalls, ebenso wirkt das Odeur vom Holz des Geißblatts. Werden Stoffsäckchen oder Papierbälle damit parfümiert, reiben sich Katzen daran, sie wälzen sich und rollen damit hin und her, knabbern daran und sabbern. Mit duftendem Spielzeug wird anders gespielt als mit vergleichsweise geruchsneutralen Utensilien. „Setzen Sie diese Duftstoffe ein, wenn Sie ihrer Katze eine Freude machen wollen; aber nicht ununterbrochen“, rät Schratter.

Warum gerade Baldrian, Minze und Geißblatt-Holz Katzen betören, ist nicht bekannt. Die Vorlieben für andere Aromen wie Salbei, Rosmarin und Lavendel müssen individuell ausgetestet werden. Gewiss ist nur noch eine Reaktion: Bei Zitronen-Duft stellen alle Katzen die Haare auf.

Katzen haben einen empfindlichen Geruchssinn. Mit verschiedenen Düften kann man die eigenwilligen Heimtiere erziehen - und glücklich machen:

Unsauberkeit: Katzenwelpen lernen meist von der Mutter, ihr Geschäft an einem bestimmten Ort zu verrichten.
Es kommt aber gar nicht selten vor, dass sich auch bereits stubenreine Heimtiere ohne erkennbaren Grund plötzlich wieder außerhalb des Katzenkisterls erleichtern – und dass sie diese Unsitte zur Gewohnheit machen. „Man kann Düfte auf die Pinkelstelle geben. Plätze, die angenehm riechen, werden nicht als Klo verwendet“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter.

Kratzen: Auch beim Krallenschärfen an der falschen Stelle können Düfte dem Besitzer gute Dienste tun. Hat die Katze z. B. die geliebte Ledergarnitur zum Kratzen ausgesucht, können ein paar Tropfen Zitronen-Aroma das Heimtier vom teuren Möbelstück fernhalten. Die wenigsten Katzen mögen diesen Geruch.

Wohlbefinden: Mit Duftstoffen, die wie natürliche Pheromone riechen, lassen sich verschiedene Probleme lösen:
Die künstlich hergestellten Gerüche bewirken, dass Endorphine ausgeschüttet werden. Sie helfen der Katze beim Stressabbau und fördern ihr Wohlbefinden. Schratter: „Unsere Tierärzte schwören auf die Sprays und Tinkturen.“

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