Die Abenteuer der Familie Piccard

Pioniere seit Generationen: Bertrand, Jacques & Auguste Piccard (v. li.)
Seit drei Generationen überwinden Auguste, Jacques und Bertrand die Grenzen der Technik.

Wenn es so etwas wie eine Dynastie der Abenteurer und Wissenschaftler gibt, dann ist es wohl die Familie Piccard. Der jüngste Spross der Familie, Bertrand, versucht derzeit die Grenzen der Technik zu sprengen: Gemeinsam mit seinem Kollegen André Borschberg ist er gestern aufgebrochen, um mit einem Solarflugzeug die Erde zu umrunden (siehe rechts). Der 57-Jährige machte schon 1999 machte Schlagzeilen, weil er mit einem Heißluftballon in zwanzig Tagen um die Welt geflogen war.

In bisher unerreichte Höhen und Tiefen vorzustoßen, war schon das Ziel von Großvater Auguste (1884 – 1962) und Vater Jacques Piccard (1922 – 2008). Auguste – ein Freund Albert Einsteins und Marie Curies – war Physiker und baute einen speziellen Ballon, mit dem er 1931 den damaligen Höhenrekord brach: 16.940 Meter über dem Meer erforschte er die Stratosphäre und lieferte nebenbei wesentliche Beweise für Einsteins Relativitätstheorie.

Von der Höhe ging es in die Tiefe. 1953 schaffte es Auguste mit seinem Sohn Jacques 3150 Meter unter den Meeresspiegel.

11.000 Meter unter Null

Jacques tauchte 1960 sogar noch tiefer – er erreichte als erster Mensch den Marianengraben im westlichen Pazifik. Ein Weltrekord, der bis heute ungebrochen ist. 10.911 Meter wurden gemessen. Wieder an Land erzählte Piccard, dass er am Meeresgrund einen Plattfisch gesehen hätte. Auch wenn ihm das anfangs niemand so richtig glauben wollte, so hat diese Entdeckung doch ein Umdenken bewirkt: In den 1950ern war es nämlich üblich, den Müll einfach in die Tiefen des Meeres zu kippen. Auch Atommüll sollte so entsorgt werden. Jacques Piccards Einsatz war es letztlich zu verdanken, dass das Versenken nuklearen Mülls verboten wurde.

Umweltschützer

Seither sind die Piccards nicht nur Wissenschaftler und Abenteurer, sondern auch Umweltschützer. Weltumsegler Bertrand spricht in einem Interview mit dem Schweizer Beobachter sogar davon, dass Nachhaltigkeit das elfte Gebot sein müsste: "Aus einem einfachen Grund: Wenn wir dieses Gebot ignorieren, werden wir bald gar nichts mehr haben, auf das sich die anderen Gebote anwenden lassen."

Auch sein Solarflug soll die Natur schützen: "Ich will zeigen, dass man unglaubliche Dinge schaffen kann, allein mit der Kraft der Sonne. Umweltschutz ist langweilig. Unser Solarflug ist aufregend. Das weckt das Interesse für saubere Energien selbst bei Menschen, die nichts damit am Hut haben", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Idee mag revolutionär sein. Doch das heißt nicht, dass sie deshalb keine Zukunft hat. "Denken Sie an das Automobil. Da dachte einst auch niemand, dass dies eines Tages die Pferde auf den Straßen überflüssig macht", sagt Betrand. Ein gutes Beispiel sei Paul Piccard, der Onkel von Großvater Auguste, der vor 100 Jahren an die neue Technik glaubte. Gemeinsam mit Lucien Pictet brachte er 1914 den Pic-Pic MIV auf den Markt. Paul war Revolutionär und somit das Vorbild für Professor Beinlein im Comic Tim und Struppi.

Bei ihren Abenteuern überwinden die Piccards nicht nur die Grenzen der Technik, sondern auch ihre persönlichen. Um das menschliche Verhalten in Extremsituationen zu studieren, ließ sich Bertrand Piccard zum Psychiater ausbilden. Er schafft es mit Hilfe der Hypnose, Extreme psychisch zu meistern – wie derzeit im Cockpit. "Der Körper schläft, der Geist ist wach. Ich öffne alle fünf Minuten kurz die Augen, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist."

An den Nerven zehrt nicht nur der Schlafmangel. Auch die Enge – das Cockpit ist nur 3,8 m3 groß. Und die Temperatur-Unterschiede erfordern eine gute Kondition. Von minus 20 bis plus 40 Grad müssen Piccard und Kompagnon Borschberg aushalten.

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