Der Wettlauf zum Mond: Kalter Krieg und neue Pläne

Der Wettlauf zum Mond: Kalter Krieg und neue Pläne
Lange Zeit waren neue Mondmissionen kein Thema: 50 Jahre nach Apollo 11 wird der Mond wieder angepeilt.

Es musste natürlich eine Gottheit sein, diesmal eben eine chinesische. „Chang’e“ hieß das Weltraumvehikel, das im Jänner 2019 auf dem Mond landete. Auf der „dunklen Seite“, der anderen Seite, wohin es die anderen Götter, die Apollo-Missionen der USA, nie geschafft hatten.

Lange Zeit schien es, als hätte sich die Weltraumforschung buchstäblich an ihm sattgesehen, jetzt aber ist der Mond wieder ins Blickfeld gerückt. US-Vizepräsident Mike Pence kündigte im März an, dass die USA, „Astronauten innerhalb von fünf Jahren wieder auf den Mond schicken werden.“

Innerhalb von fünf Jahren, das hört sich nicht zufällig wie ein Echo der historischen Rede von John F. Kennedy an, in der er 1961 ein waghalsiges Versprechen machte: „Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahrzehnt auf den Mond zu fliegen.“ Der US-Präsident musste hoch pokern. Die USA, obwohl wirtschaftlich und technologisch der Sowjetunion klar voraus, waren beim „space race“, also dem Wettlauf ins All, klar ins Hintertreffen geraten. Zum ersten Mal hatten die Sowjets die USA 1957 abgehängt, als sie mit „Sputnik“, den ersten Satteliten ins Weltall schickten. Der drehte seine erste Runde um die Erde und funkte dabei nervtötendes Gepiepse zur Erde, als wolle man die Amerikaner noch einmal daran erinnern, dass sie gerade abgehängt worden waren.

„Los geht’s!“

Es sollte gerade einmal vier Jahre dauern, da kamen schon wieder unerwünschte sowjetische Töne aus dem Weltall. Diesmal meldete sich Juri Gagarin aus der Erdumlaufbahn zu Wort. Sein russisches „Los geht’s!“ sollte zum geflügelten Wort im kommunistischen Ostblock werden, durch den Gagarin wie ein Superstar tourte.

Während Gagarin zum Helden der Sowjetunion wurde, wurde der Mann hinter all diesen Erfolgen zum Mythos. Der Ukrainer Sergej Korolev hatte schon in den 1930ern mit Raketen experimentiert, war aber dann vom zunehmend paranoiden Stalin für sechs Jahre ins Straflager geschickt worden. Nach Kriegsende 1945 wurde er freigelassen, weil man ihn brauchte. Korolev sollte das Wissen der deutschen Raketentechniker, die man nach dem Sieg über Nazi-Deutschland in die Sowjetunion geholt hatte, ausschlachten , um das sowjetische Weltraumprogramm aufzubauen. Bis zu seinem Tod 1966 hielt man Korolevs Namen unter Verschluss, bezeichnete ihn in der Öffentlichkeit nur als den „Chefdesigner“.

Für seinen Gegenspieler in den USA machte das die Demütigung nur noch schlimmer. Werner von Braun war der Kopf des gesamten deutschen Raketenprogramms gewesen. Die Amerikaner holten ihn sofort nach Kriegsende, um ihr Raketenprogramm zu leiten. Doch ständige Rückschläge ließen die US-Weltraumpioniere trotz ständig wachsender Geldmittel immer hinter den Sowjets hinterher hinken.

Es war schließlich ein brutaler Machtwechsel, der Moskaus Weltraumprogramm aus der Bahn werfen sollte. Staatschef Nikita Chruschtschow wurde von Leonid Breschnew abgelöst. Mit ihm mussten unliebsam gewordene Wissenschaftler abtreten. Als dann Breschnew schließlich den neuen Kurs in Richtung Mond vorgab, waren die Amerikaner längst vorne. Nach Apollo 11 verlor Moskau rasch das Interesse an der Mondlandung.

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