Der Vokuhila ist zurück!
Anruf in der Zentrale der Klipp Holding – mit 185 Friseursalons und 1200 Mitarbeitern, kein ganz unbedeutender Trendsetter in Österreich: „Der Vokuhila ist zurück – ist das euer Ernst?“
Klipp & klar die Antwort von Andrea Ludwig, der Sprecherin der Firma: „Das ist unser ernst, absolut.“ Die Renaissance von Vorne-kurz-hinten-lang wurde in den USA von Rihanna veredelt und schwappe soeben zu uns nach Europa rüber. Auch die von Klipp beschäftigten Trendforscher schwören bei der Ehre ihrer Väter: Die Matte, vor allem von Fußballern (legendär die DDR-Ikone Mike Werner), Rocksängern und Schauspielern kultiviert, wird wieder salonfähig.
Wir haben unsere Fotokünstlerin Christine Karner gebeten, Frisörin zu spielen. Vorsicht, Fasching! Die Bildmontagen auf dieser Seite sind natürlich reine Theorie. Faktum ist dagegen, dass der Vokuhila ein Kennzeichen der Kriegerkaste ist. Schon immer trugen harte, grausame Männer diese weder praktische noch ansehnliche, aber wild aussehende Frisur. Im Kino bringen Mähnen Frauenherzen zum Schmelzen: Mel Gibson als Braveheart, Liam Neeson als Rob Roy, Christopher Lambert als Highlander. Im realen Leben werden die struppigen Zausel eher im übel beleumdeten Grätzel, am proletarischen Sportplatz oder im Tschocherl am Eck verortet.
Vokuhilamania
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Ich blieb anti-vokuhilistisch eingestellt. Der Waidl, der Kårl, der Rudl konnten mir gestohlen bleiben. Als einziger Spieler mit Aussicht auf Matura, der außer Porno- auch Reclamheftln las, musste ich mich frisurmäßig unterscheiden. Nach Abschluss der Karriere erlaubte ich mir einen Spleen und stieg auf Vokuhila um. Und womit? Mit Absicht.
Naturgemäß orientierte sich das an den Frisuren der Stars. Ich trug Locken, ich trug Hennarot, ich trug Pony, ich trug bleistiftkurze Haare. Und nie war ich ich, sondern ich, die jemand sein wollte. Etwa Leadsängerin der Popgruppe Nazareth, das war meine Dauerwellen-Phase. 1982, da war ich 22, hörte ich „99 Luftballons“ im Radio, ich war entzückt. Nena kam, ich sah sie, ihr Look siegte. Ich bat den Frisör, mir den Nena-Schnitt zu verpassen. Er blätterte im „Bravo“, griff zur Schere und tat sein Bestes. Dass ich dann aussah wie ein Fußballer, habe ich ihm nie verziehen. Fortan versuchte ich mehr ich zu sein und auch so auszusehen. So betrachtet, war mein Vokuhila eine Wende.
Dann habe ich meine Frau gefragt, eine selbstbewusste Kroatin. Ihre Antwort war eine Zumutung: Ganz klar ein Österreicher. Weil der Vokuhila im Land zwischen Ottakring und Osttirol nie ausgestorben wäre. Zum Haareraufen! Andererseits: Dort, wo ich wohne, in der Vorstadt, wo die Frisörsalons nie nach Männern benannt sind, sondern Renate oder so ähnlich heißen, ist die Unfrisur tatsächlich nie aus der Mode gekommen.
Daher meine These: Vokuhila – das sind offenbar immer die Anderen.
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