Das Comeback der Armbanduhr

Auf der Elektronikmesse IFA geht der Trend in Richtung tragbare Computer am Handgelenk

Als Anfang der Achtziger Jahre David Hasselhoff seinen vierrädrigen Kumpel K.I.T.T. erstmals über seine Armbanduhr zu Hilfe rief, war das Staunen bei Kindern wie Erwachsenen groß. In der Zeit vor dem Mobiltelefon war die Idee, über die Uhr zu kommunizieren visionär und schlüssig. Mehr als 30 Jahre später ist Knight Rider nun Realität. Zum Auftakt der Technikmesse IFA in Berlin präsentierte Samsung seine erste Smartwatch, die Galaxy Gear. Dass die intelligente Uhr gleichzeitig mit dem Riesenhandy Note 3 vorgestellt wird, entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie. Denn das Note 3 gehört mit seinem 5,7-Zoll-Display der Kategorie der XL-Smartphones an, während Samsung die Hightech-Uhr damit anpreist, dass man zum Telefonieren und Lesen von Nachrichten nun nicht mehr zum (großen) Handy greifen muss.

Uhren-Comeback

Das Comeback der Armbanduhr
Samsungs Smartwatch Galaxy Gear
Auch hieß es bisher eigentlich immer, dass das Handy die Armbanduhr obsolet macht, da man die Uhrzeit ohnehin dort ablesen könne. Nun sollen wiederum Smartwatches verkauft werden, deren Hauptfunktion es ist, sich den Blick aufs Handy zu sparen. Bei der Samsung Galaxy Gear handelt es sich um eine Armbanduhr aus Metal, die anstatt eines Ziffernblattes einen Bildschirm verbaut hat. Des Weiteren sind eine 1,9-Megapixel-Kamera, ein Mikro und Lautsprecher inkludiert, die aus Platzgründen aber ins Armband integriert wurden. Will man also über die Uhr kommunizieren, spricht man nicht wie einst David Hasselhoff von oben in die Uhr, sondern muss ins Handgelenk reden. Auf Handy-Funk wurde allerdings wie bei der ebenfalls vorgestellten SmarWatch 2 von Sony oder der zeitgleich zur IFA präsentierten Qualcomm-Uhr Toq verzichtet: Um Telefonie und Internet nutzen zu können, müssen die Uhren folglich drahtlos mit einem Smartphone, etwa im Sakko oder in der Handtasche, gekoppelt sein. Die Hightech-Uhren sind streng genommen also eine Erweiterung des Smartphones.

Grundfunktionen

Sie sollen auf einen Blick alle wichtigen Informationen, von eMail über Wetter bis zu Anrufen am Handgelenk anzeigen. Für diese Bequemlichkeit zahlt man im Falle von Samsungs Uhr 299 Euro. Um Kunden das Gerät schmackhaft zu machen, wird eng mit Software-Entwickler kooperiert, um viele Apps daran anzupassen und so den Funktionsumfang zu erweitern.

Erster Eindruck

Das Comeback der Armbanduhr
A journalist looks at a Samsung Galaxy Gear smartwatch (L) and Galaxy Note 3 after their launch at the IFA consumer electronics fair in Berlin, September 4, 2013. The IFA consumer electronics and home appliances fair will open its doors to the public from September 6 till 11 in the German capital. REUTERS/Tobias Schwarz (GERMANY - Tags: BUSINESS TELECOMS SCIENCE TECHNOLOGY)
Im kurzen KURIER-Test kann die Uhr zumindest vom Tragegefühl fast mit einer klassischen Armbanduhr mithalten. Sie ist mit 74 Gramm nicht allzu schwer und bequem zu tragen, lediglich das etwas steife Kunststoff-Armband könnte gerade bei heißen Temperaturen unangenehm auf der Haut werden. Auf schlanken Handgelenken könnte die Uhr aufgrund ihres Designs zudem zu wuchtig und überdimensioniert wirken. Auch, dass das berührungssensitive Display im Freien etwas spiegelt, ist suboptimal. Als echtes Problem entpuppt sich beim Samsung-Modell allerdings der Akku. Dieser soll nur bis zu 10 Stunden halten – ist der Akku leer, braucht man erst recht wieder ein Smartphone, um die Uhrzeit zu erfahren oder kurz eMails abzurufen.

Alternativen

Das Comeback der Armbanduhr
Die bisher erfolgreichsteSmartwatch namens Pebble, von denen der gleichnamige Hersteller bis dato 85.000 Stück verkauft hat, löst dieses Problem, in dem ein ePaper-Display verwendet wird. Den stromsparenden Schwarz-Weiß-Bildschirm, der auch gut in der Sonne ablesbar ist, kennt man in ähnlicher Form bereits von eBook-Readern. Der Bildschirm ist bei der Pebble zwar nicht berührungsempfindlich, dafür kostet die Smartwatch aber auch nur halb so viel wie Samsungs Gear. Qualcomm hingegen will das Energieproblem seiner Smartwatch Toq mit einer eigenen Display-Technologie lösen. Diese stromsparende eInk-Variante bietet Farbdarstellung und ist berührungsempfindlich. Dafür kann man sie wie die Pebble nicht als Freisprecheinrichtung nutzen. Die Toq soll etwa 300 Euro kosten und ab Oktober in den USA erhältlich sein. Spannend bleibt die neue Produktkategorie aber allemal, zumal Apple ebenfalls an einer eigenen intelligenten Uhr arbeiten soll. Diese könnte noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft vorgestellt werden und neue Impulse für die Uhr der Zukunft liefern.

Samsung Galaxy Gear in Bildern

Dass UltraHD zu einem der größten Themen der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) werden würde, wusste die Fachwelt schon Wochen vor dem Messestart. Die Industrie legt große Hoffnungen in Fernseher-Modelle mit vierfacher FullHD-Auflösung, nachdem das Thema „3D“ in den vergangenen Jahren nicht den erhofften Erfolg brachte. UltraHD hatte bisher zwei große Probleme: Fehlende Inhalte und leistbare Preise.

Preiskampf

Zumindest zweitere Hürde wird nun von mehreren Herstellern etwas gesenkt. Geräte im Größenbereich zwischen 50 und 65 Zoll sind einem immer schärferen Preiskampf ausgeliefert. Philips präsentiert auf der IFA ein 65-Zoll Ultra-HD-Modell um 4999 Euro. Toshiba enthüllt ein 58-Zoll-Gerät. Firmensprecher Sascha Lange kündigt an: „Wir wollen die magische Grenze von 3000 Euro Verkaufspreis unterschreiten, damit sie auch tatsächlich vom Markt angenommen werden.“

Das größte Aufsehen in der Welt der günstigeren UltraHD-TVs erregte der chinesische Hersteller Hisense. Dieser zeigt in Berlin neben drei größeren Modellen einen 50-Zoll-Fernseher mit UltraHD um 1999 Euro.

Riesenhandys weiter im Trend

Die Grenzen zwischen Handy und Tablet verfließen immer stärker. Schon seit einigen Jahren ist der Trend zu immer größeren Smartphones zu beobachten, dieser hält auch mit den aktuellen Produktvorstellungen der Hersteller auf der diesjährigen IFA weiter an. Mittlerweile hat sich eine eigene Bezeichnung für die Riesenhandys etabliert: Unter dem Begriff „Phablet“ versteht man Smartphones wie das am Dienstagabend präsentierte Samsung Galaxy Note 3, das mit einer Displaygröße von 5,7 Zoll schon mehr an ein Tablet erinnert, aber dennoch ein Smartphone ist, mit dem man neben allem anderen eben auch noch telefonieren kann.

Das Note 3 verfügt über 3 GB RAM, ist 8,3 mm dünn und wiegt 168 Gramm. Die Rückseite ist aus Kunstleder. Schon 2011 legte Samsung mit der Präsentation des Galaxy Note bei der Berliner Technikmesse den Grundstein für die Kategorie Phablet – eine Wortkreation, aus Phone und Tablet.

Allgemein werden dieser Kategorie Smartphones zugerechnet, die über Displays jenseits der 5-Zoll-Marke bewegen.

Neues Sony-Modell

Auch Sony hat im Zuge der IFA mit dem 20-Megapixel-Smartphone Xperia Z1 ein Android-Modell vorgestellt, das mit einer Displaygröße von 5 Zoll den Riesen zugerechnet werden kann. Es ist das neue Flaggschiff von Sony und bietet neben guter Verarbeitung zumindest auf dem Papier, das Beste, was man sich derzeit von einem Smartphone erwarten kann.

Die Idee, das Handy in eine Uhr zu integrieren, ist 15 Jahre alt. Doch alle Produkte, von der Swatch Talk über Motorolas WristWatch bis zu den Handy-Uhren von Ericsson und Samsung waren allesamt Ladenhüter. Handy-Uhren werden es immer sein, auch wenn die Hersteller mit „Smartwatches“ einen neuen Versuch wagen. Das beginnt beim Akku. Sind Konsumenten ohnehin sauer, dass sie ihr Smartphone täglich aufladen müssen, werden sie wohl nicht bereit sein, ihre smarte Uhr alle zehn Stunden an ein Ladegerät hängen zu müssen. Wer braucht eine Uhr, die einem sagt, dass ein Mail eingelangt ist, wie das Wetter wird oder die Fotos machen kann? Die Smartwatch kann als Freisprecheinrichtung genutzt werden, aber der Griff in die Gesäß-, Sakko- oder Handtasche, um das Smartphone herauszuholen, ist einfacher. Eine Smartwatch ist eine Spielerei. Die Uhrzeit kann man vom Smartphone oder, wie seit Jahrhunderten, auf einer Uhr ablesen. Ich schau lieber auf meine Swatch oder Omega als auf ein Gimmick, das ständig nach einer Steckdose lechzt. Eine Smartwatch ist zwar kein Wegwerf-, aber ein Ins-Eck-Werf-Gerät.

Kommentare