Chips als digitaler sechster Sinn
Wir sind die GenM, die Generation Mobile“, sagte Paul Jacobs, Chef des Chip- und Prozessorenherstellers Qualcomm in seiner Eröffnungsrede zur diesjährigen Consumer Electronics Show (CES). Seine Firma, die seit Anbeginn im Mobilfunk-Sektor tätig war, sei mobil geboren und verstehe daher wie kaum eine andere diesen Bereich.
Jacobs trat heuer in die Fußstapfen von Microsofts Bill Gates und Steve Ballmer, die bisher traditionell die weltweit wichtigste Messe für Unterhaltungselektronik mit Ansprachen eröffnet hatten. Blickt man auf die Verkaufszahlen und Wachstumstreiber der Branche, macht das Debüt von Qualcomm durchaus Sinn.
Während Segmente wie Flat-TVs stagnieren, können Smartphones und Tablets die Konsumenten weiterhin begeistern. Laut GfK und der Consumer Electronics Association wird dies auch die nächsten Jahre so bleiben.
Tonangebend
Qualcomm-Prozessoren finden sich aktuell in 500 unterschiedlichen Geräten, seit der Firmengründung 1985 wurden bis dato elf Milliarden Chips verbaut. Täglich kommen eine Million Smartphones dazu. Die Firma hält bei Handy-Prozessoren einen Marktanteil von rund 42 Prozent, das neueste Google-Handy „Nexus 4“ setzt ebenso auf den „Snapdragon“-Prozessor wie alle Windows-Phone-8-Modelle. Damit Qualcomm weiter eine wichtige Rolle spielt, werde laut Jacobs permanent an der Leistung geschraubt. Für den Sommer kündigte er zwei neue Snap-dragon-Prozessoren (600 & 800) an.
Sensoren
Laut Jacobs werde die Firma zudem von kommenden Trends wie dem „Internet der Dinge“ profitieren. „Die Technik wird immer mehr zum digitalen sechsten Sinn des Menschen“, sagte Jacobs. Diese Sensorisierung des Alltags (Haushalt, Auto, Medizin, etc.) komme der Firma nur zugute, da man auch hier seit Langem Lösungen anbiete und über viel Expertise verfüge. Um die Datenmengen, die dadurch entstehen, verarbeiten zu können, sagt Jacobs kleine Handy-Masten in jeder Wohnung und in jedem Bücherregal voraus. Sie sollen das bestehende Netz der Betreiber verstärken und Überlastung verhindern.
Die Leistungsstärke der neuen Prozessoren habe durchaus das Potenzial, in Computern eingesetzt zu werden, betonte Jacobs. Der Quadcore-Chip mit bis zu 2,3 GHz könne Spielegrafik in Konsolenqualität darstellen, auch das Abspielen und Aufnehmen von Inhalten in Ultra High Definition TV sei kein Problem. Trotz der deutlichen Leistungssteigerung von 75 Prozent gegenüber dem Vorgänger konnte der Stromverbrauch weiter reduziert werden. Jacobs spielte damit klar auf den weltweit führenden Computer-Chiphersteller Intel an, der im mobilen Sektor bis vor kurzem nicht Fuß fassen konnte.
Nur kurz zuvor präsentierte Intel ebenfalls neue Prozessoren, die Qualcomm und Konsorten erstmals übertrumpfen sollen. Der Markt ist jedenfalls heiß umkämpft: Mit AMD und Nvidia sind zwei weitere Chiphersteller zur Stelle, die verstärkt im mobilen Sektor punkten wollen.
Bis dato hat sich das Kürzel „FullHD“, das einen Bildschirm mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Pixel beschreibt, vor allem in der TV-Welt etabliert. Geht es nach Elektronikherstellern, soll „FullHD“ künftig auch ein Qualitätsmerkmal von Smartphones sein.
Auf der CES in Las Vegas stellte Sony gleich zwei FullHD-Handys vor – „Superphones der Sonderklasse“, wie sie Sony-Chef Kazuo Hirai anpries. Die beiden fast baugleichen Modelle „Xperia Z“ und „Xperia ZL“ verfügen über eine Pixeldichte von 443 PPI (Pixel Per Inch), die sehr scharfe Bilder wiedergeben kann. Zum Vergleich: Das sehr gute Display des iPhone 5 bietet nur 326 PPI. Weitere Merkmale der Sony-Handys: ein schneller Vierkern-Prozessor, NFC-Funk, Android als Betriebssystem sowie Kameras mit 13 Megapixel. Preise und Starttermin gibt es noch nicht.
Auch der chinesische Hersteller Huawei setzt bei seinem neuen Smartphone-Flaggschiff, das jenen von Sony ähnelt, auf „FullHD“. Ob und wann das stoß- und wasserfeste „Ascend D2“ mit fünf Zoll Bildschirmdiagonale und schnellem Vierkern-Prozessor nach Österreich kommt, ist aber noch ungewiss.
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