"Ich habe nie damit gerechnet"

Es muss ja nicht gleich wie Ginger und Fred sein, aber: Tanzen macht Spaß - und hilft anderntags auf der Laufstrecke!
KURIER-Leserin Elisabeth Dyndocky erzählt von Ihrer mühevollen Therapie und von neu entdeckten Freuden im Leben.

Liebes Kurier- Team,

ich fühle mich durch den Artikel im Sonntagskuier ermutigt, Ihnen meine Geschichte zu schreiben. Im Oktober des Vorjahres erhielt ich bei der Routinemammografie den Befund BIRADS V rechte Brust, Tastbefund (auch von Seiten der Ärzte) unauffällig. Dazu muss ich sagen, der Tumor saß mittig und auch tiefer drinnen und meine Brust ist eher voller. Da war ich 49. Ich war damals eigentlich weniger schockiert als ich es heute bin, um genau zu sein, finde ich es eher unbegreiflich.

Ich dachte nur: „Du bist eben auch eine achte Frau!“ Nur, gerechnet habe damit nie.

Ich bin seit 22 Jahren Nichtraucherin, habe Idealgewicht, Alkohol fast keiner, Bewegungspensum passt, habe drei Töchter (erwachsen) teilweise gestillt, war 10 Jahre Vegetarierin und bin es auch jetzt fast noch, bin der Erstfall in meiner Familie. Allerdings gibt es wenig weibliche Verwandte. Meine Mutter (84) ging nach meiner Diagnose zum 2(!!!). Mal in ihrem Leben zur Mammografie, ich hingegen seit meinem 40er jedes zweite Jahr. Die OP erfolgte brusterhaltend Ende Oktober, eine zweite Anfang Dezember, weil beim ersten Mal „zu wenig“ im Gesunden weggeschnitten wurde. Tumordurchmesser 15mm. Die Lymphknoten in der rechten Achselhöhle wurden auch entfernt, weil zwei bereits befallen waren, trotzdem entschieden die Ärzte, dass ich keine Chemotherapie brauchte, da der Tumor von seiner Histologie her eher ein noch „günstiger“ war (G II). Diese Entscheidung erfüllte mich mit großer Freude, später aber doch auch mit einiger Unsicherheit.

Ab Mitte Jänner erhielt ich 30 Bestrahlungen, die ich sehr gut vertragen habe. Medikamentös werde ich mit Anastrozol behandelt, vereinfacht ausgerückt, einem Östrogensenker, weil das Tumorgewebe stark auf dieses Hormon reagierte. Leider werde ich darauf müde und meine Fingergelenke sind vormittags sehr versteift und schmerzhaft. Zusätzlich spritze ich mir noch ein Präparat aus Mistelextrakt (Helixor M) zur Immunmodulation. Bezüglich der OP Nachwirkungen ist zu sagen, dass die Beweglichkeit und Belastbarkeit meines rechten Armes bis heute ziemlich zu wünschen übrig lässt, was in erster Linie auf die Lymphknoten-Entfernung zurückzuführen ist, was eine Rückkehr in meinen Beruf (Krankenpflegerin) derzeit unmöglich macht.

"Die Kontrollen werden ein Bestandteil meines Lebens bleiben"

Sehr schlecht ging es mir psychisch vor dem ersten großen Kontrollcheck sechs Monate nach der OP. Kurz vor Weihnachten steht der nächste an, und ich weiß jetzt schon, dass diese Tage wieder Substanz kosten werden. Ich hoffe, im Umgang damit doch noch einiges an Routine zu erlangen, um das etwas entspannter angehen zu können, denn die Kontrollen werden ein Bestandteil meines Lebens bleiben. Meine Familie und mein Freund haben mich bis jetzt gut unterstützt, indem sie sich völlig „normal“ verhielten, was ich sehr schätze.

Ich genieße die vielen sozialen Kontakte, einfach alles, was bei einer Vollzeitbeschäftigung und oft auch mehr, zu kurz gekommen ist. Ich möchte nie mehr Vollzeit arbeiten, dass meine Pension dann niedriger ist, stört mich wenig. Ich habe vieles entdeckt, von dem ich nicht wusste, dass es mir Spaß macht und mir wichtig ist, unter anderem ist es Tanzen (Standard und Latein), das ich vorübergehend aufgegeben hatte und jetzt relativ intensiv betreibe. Tanzen macht den Kopf so unendlich frei, da hat sonst nichts mehr Platz.

Eine meiner größten Sorgen, ich weiß das klingt jetzt absurd, machte und mache ich mir wegen meiner Katze, weil wir so eine innige Beziehung haben und sie erst zwei Jahre alt ist und mein Ziel ist, solange gesund zu bleiben, dass ich für sie sie ihr Leben lang sorgen kann. Das heißt aber nicht, dass ich nicht für immer gesund sein möchte……….. Was ich sehr bedenklich finde, ist die Meinung von Frau Maria Kubitschek, die in ihrem Interview im Sonntagskurier sagte, dass sie seit ihrem 50. Lebensjahr keine Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nimmt, weil sie sich gesund fühlt. Dazu kann ich nur sagen: Die wenigsten Betroffenen, mich eingeschlossen, haben sich bei der Diagnosestellung krank gefühlt!!!!

Vielen Dank für`s Lesen meiner Geschichte, mit freundlichen Grüßen, Ihre treue Kurier-Leserin Dyndocky Elisabeth

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