Das hat Christine Gundermann, Professorin für Öffentliche Geschichte an der Universität Köln erforscht. Viele Puzzlesteine bedingen den Erfolg dieser Serie, weiß sie. Die für sie wichtigste Zutat ist aber die Idee des Antihelden: „Die Grundgeschichte lässt sich immer wieder darauf zurückdrängen, dass zwei Antihelden gegen eine übermächtige Kraft ankämpfen und immer erfolgreich sind.“ Asterix scheitert nie. Ein Umstand, der auch schon für politische Interessen instrumentalisiert wurde: „Das Konstrukt ,Klein gegen Groß’ ist dafür hervorragend geeignet, daher gab es in den 1970er- und 80er-Jahren Raubcomic-Varianten von Asterix, in denen etwa gegen ein Atomkraftwerk gekämpft wurde“, sagt Gundermann.
Auch als Quelle seiner Zeit sei Asterix ein „fantastisches Medium“: „Insofern als es relativ wenig über die Antike erzählt, aber viel über das Frankreich der 1950er- und 1960er-Jahre. Eine spannende Reflexion der französischen Gesellschaft dieser Zeit – konservativ, hierarchisch organisiert, wo die Männer das Sagen haben und Frauen meist nur schmückendes Beiwerk sind. Das alles wurde mit Witz und Ironie wunderbar nach 50 v. Chr. transponiert. „Asterix hat Kultstatus“, so Gundermann.
Kultur für Kinder
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg sei die Akzeptanz von Asterix im Bildungsbürgertum. Der Comic floss als Motivationshilfe in den Unterricht ein, um Latein oder historische Inhalte zu vermitteln. Es sei außerdem erstaunlich, dass der Comic so wenig ändern musste, um erfolgreich zu bleiben. „In der Comicforschung zeigt sich, dass sich die Figuren vieler Serien entwickeln müssen, manchmal entstehen völlig neue Generationen. Das ist bei Asterix nicht so. Man hat zwar neue Völker und Kulturen kennengelernt, die Geschichten wurden jedoch immer gleich aufgebaut.“
Bis zum Jahr 2005, als Asterix und der hinkelsteintragende Obelix plötzlich Besuch von Außerirdischen bekamen. Im Band „Gallien in Gefahr“ kamen Aliens und ein Superklon vor, der an Arnold Schwarzenegger erinnerte. Das achte Album nach René Goscinnys Tod, für das Albert Uderzo verantwortlich zeichnete, kam bei der Kritik nicht gut weg. „Die ganze Holzhammerwitzelei ist aber gar nichts gegen jenen penetranten Kulturchauvinismus, den Uderzo im vorliegenden Band zur Schau trägt. Da wollen also die Micky-Maus-artigen ,Tadsylwines’ ebenso Gallien erobern wie die schlitzäugigen ,Nagmas’. „Ein Legastheniker, wer daraus nicht sofort ,Walt Disney’ und ,Manga’ entschlüsselt“, schrieb der Spiegel.
Auch Christine Gundermann hält das für eine „relativ unglückliche Geschichte, die wenig mit dem Erfolgsgeheimnis von Asterix zu tun hat. Vermutlich war sie aber der Versuch, einen Teil des kulturellen Erbes zu schützen und sich gegen die Veränderung der Comiclandschaft in Westeuropa zu wehren, die sich durch den massiven Zulauf japanischer Mangas verändert hatte. Dazu hat man sich auch noch an US-amerikanische Helden angebiedert.“
Umso gespannter darf man auf den neuen Asterix-Band sein, der pünktlich zum 60. Geburtstag, am 24. Oktober 2019, erscheint. „Die Helden werden immer noch Asterix und Obelix sein, aber die Geschichte beginnt mit dem Auftauchen eines jungen Mädchens“, verriet Autor Jean-Yves Ferri. Und laut Zeichner Didier Conrad soll auch eine „ganz andere Stimmung“ vorherrschen.
Kommentare