Bárdarbunga: Ausbruchsstimmung

Durchschnittlich kommt es in Island alle fünf Jahre zu einem Vulkanausbruch.
Der isländische Vulkan erwacht zum Leben. Lava trat noch keine aus, trotzdem bleibt die Angst vor einem Ausbruch.

Bárdarbunga – dieser isländische Vulkan ist zwar einfacher auszusprechen als sein Nachbar "Eyjafjallajökull" (ääj-ja-fjatt-la-jöch-küt-ll) – seine Aktivitäten sind dafür umso rätselhafter. Zirka 8000 Erschütterungen haben die Forscher seit Beginn der Vulkan-Aktivitäten am 16. August gemessen. In der Nacht zum Sonntag hatte ein Beben der Stärke 5,3 den Vulkan im Südosten Islands erschüttert. Am Samstag hatten die Behörden die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Sie gingen davon aus, dass es unter dem Eis des Gletschers Vatnajökull, der auf der Bárdarbunga liegt, zu Lava-Ausbrüchen gekommen war. Als sich diese Annahme als falsch herausstellte, wurde die Warnstufe auf Orange zurückgestuft. Ein kurzfristig verhängtes Flugverbot ist wieder außer Kraft.

Dennoch sind die Behörden in Alarmbereitschaft. Derzeit dürfte der unterirdische Lavafluss, der bereits über 30 Kilometer lang ist, in einem Gebiet außerhalb der Eiskappe des Vatnajökull angelangt sein. Ein Ausbruch, etwa in Form einer Spalteneruption, würde zwar die Gefahr großflächiger Überschwemmungen verringern, unsicher bleibt nach Angaben der Experten jedoch, was das im Hinblick auf eine mögliche Aschewolke bedeutet.

Größte Vulkandichte

"Island hat die größte Vulkandichte weltweit, da die Insel auf dem mittelozeanischen Rücken liegt – der die amerikanische und europäische Platte trennt", sagt Kurt Decker vom Institut für Geodynamik. Alle fünf Jahre ist es im Schnitt soweit, und unter einem der 31 aktiven Vulkane beginnt es zu brodeln. Zuletzt 2011, als der Vulkan Grimsvötn ausbrach. Medial interessanter: der unaussprechliche Eyjafjallajökull. 2010 hatte die Aschewolke des Gletschervulkans den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt. Mehr als 100.000 Flüge mussten gestrichen werden.

1500 aktive Vulkane

Bárdarbunga: Ausbruchsstimmung
Weltweit gibt es zirka rund 1500 aktive Vulkane. Zu den submarinen Vulkanen – Spalten in der Erdkruste, die sich unter der Meeresoberfläche befinden und durch die Magma an die Oberfläche dringen – hat man keine genauen Zahlen. "Je intensiver, seichter und in kürzeren Zeitabständen es unter der Erdoberfläche bebt, desto wahrscheinlicher ist ein Ausbruch", so Decker. Nun, die Bárdarbunga lässt noch auf sich warten. Lava ist noch keine ausgetreten.

Der isländische Blogger Haraldur Sigurdsson vermutet, dass die Lavabewegungen und die damit einhergegangene Verlagerung der Schwarmerdbeben auf einen bisher unbekannten Zusammenhang der Vulkansysteme der Bárdarbunga und des weiter nördlich gelegenen Askja hindeuten können. Auch der bekannte Geophysik-Professor Pall Einarsson vertritt diese Meinung, wie er in einem Interview mit dem isländischen Rundfunk RUV bestätigt.

Vulkantourismus

Und wenn es zu einem Ausbruch kommen sollte, hat Island vermutlich ein neues Touristenziel. Die Region rund um den Vatnajökull-Gletscher ist bei Urlaubern sehr beliebt – unter anderem auch wegen der Vulkane. Besuche im "Eyjafjallajökull-Museum", geführte Wanderungen oder "Vulkan-Sightseeing" mit dem Helikopter boomen. Derzeit müssen die Touristen darauf verzichten. 200 Menschen verließen am Samstag die Region.

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