Axels Terrasseneintopf: Bienen auf der Privatterrasse

Seit die Biene totgesagt wird, stellen sich Gartler Stöcke auf. Aber ist das wirklich eine gute Idee?

Seit der Kinderserie war klar, dass Bienen stets eine Lobby haben werden. Wer die Maja mit ihrem blonden Wuschelkopf und den aberwitzigen Freunden (unvergessen: Flip, hü-hüpf-boing) gesehen hat, wird beim Wort Bienensterben immer schockstarr sein. Maja ist das telegene Gegenstück zum Weißen Hai (Mörder!!!).

Axels Terrasseneintopf: Bienen auf der Privatterrasse

Bei Rauch glauben Bienen an Waldbrand, stopfen sich zur Flucht mit Honig voll und sind träge.

Seit das nämliche Wort grassiert, denken daher alle über Unterstützung für die Biene nach. Unter anderem entstand daraus der Trend zum Bienenstock auf Privatterrassen und -dächern. Man kann sich heute einfach einen solchen mieten, dafür kriegt man Honig und Bestäubungspotenz für das eigene Grün.

Aber wir wissen: So einfach war die Welt nur auf Majas Klatschmohnwiese.

„Das kann schon jeder machen, die Imkerei ist vom Zugang her frei. Aber die Empfehlung von uns Imkern ist, dass man das nicht unvorbereitet tut, sondern sich ausbildet. Wir haben es ja mit Tieren zu tun", sagt Matthias Kopetzky. Der bekannte Wirtschaftsforensiker ist nebenbei Leidenschaftsimker. Mit der Bezirksimkerei (www.wiener-bezirksimkerei.at) produziert er aus jedem Wiener Bezirk einen typischen Honig. „Das Bienengesetz definiert den Platz für den Stock. Das wichtigste: Vom Flugloch bis zur Grundgrenze brauche ich zehn Meter. Das ist jedoch die sehr liberale Wiener Regelung. In den anderen Bundesländern ist da teilweise viel mehr Abstand zu Grundgrenzen und anderen Imkern erforderlich." Einerseits für die Bienen zum Anfliegen, andererseits um Nachbarn nicht zu vergraulen. „Wobei ich grundsätzlich immer mit allen rundherum alles abstimme“, betont Kopetzky, der mit seinem Team Bienenstände mit über 250 Völkern in Wien betreut.

Axels Terrasseneintopf: Bienen auf der Privatterrasse

In den Brutwaben sieht man gelegte Eier und geschlüpfte Larven (im Bild li.u.).

Bei der Bestäubung merke man den Riesenunterschied, wenn Stöcke in der Nähe sind. „Das berichten auch alle Nachbarn. Die Pflanzen reagieren darauf.“ Sollen Hobbygartler also ein paar Majas bei sich beheimaten? „Es ist für die Bienen mit Risiken verbunden, wenn sich einer nicht auskennt. Sie leben ja das ganze Jahr über am selben Platz und brauchen Unterstützung.“

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Denn Bienen überwintern im Gegensatz zu anderen Insekten als Volk und dienen daher ab dem Frühjahr mit voller Kraft der Bestäubung. Bei Wespen etwa überlebt nur die Königin und baut zu der Zeit erst wieder ein Volk auf. „Unsere Stöcke starten die Saison mit 15.000 Bienen“, erklärt Kopetzky. „Derzeit legt die Königin knapp 2.000 Eier pro Tag, die Population wächst bis auf 50.000 pro Bienenvolk an.“

Axels Terrasseneintopf: Bienen auf der Privatterrasse

Die Wiener Bezirksimkerei produziert typischen Honig für jeden Bezirk und lässt sich dabei über die Schulter schauen.

Der Profi öffnet einen der Stöcke auf seinem Dach (was Laien eben nicht tun sollten – „Grundsätzlich macht man sie so wenig wie möglich auf, man lässt sie in Ruhe“). Dabei trägt Kopetzky kurzes Poloshirt und kurze Hose. Statt der großen Rauch-Pumpe zündet er nur ein Fuzerl Eierkarton an. „Das bisschen Rauch reicht vollkommen.“ Tatsächlich sind die Bienen entspannt wie einst der Faule Willi. „Wir sind in Wien verpflichtet, die Unterart Carnica zu halten, bei der kann man ohne Schutz arbeiten, wenn man ruhig ist und alles richtig macht. Aber gestochen wird man ohnehin nur aus Unachtsamkeit.“

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Der Imker zeigt auf Waben, die kurz vor dem „Verdeckeln“ sind. Das machen die Bienen, nachdem sie den Honig im Stock dreimal umgetragen haben. „Dabei wird er von bis zu 90 Prozent Wasseranteil im Nektar auf 15 bis 18 Prozent getrocknet.“ Diese Arbeit verrichten übrigens junge Stockbienen, die noch nicht ausfliegen. Denn raus dürfen nur die erfahrenen Bienen. Aber das weiß man ja noch von Maja.

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