Autistisches Mädchen bekommt schlechte Noten: Vater schreibt neues Zeugnis

Autistisches Mädchen bekommt schlechte Noten: Vater schreibt neues Zeugnis
Eine zehnjährige Autistin kam mit einem mittelmäßigen Zeugnis nach Hause. Um ihr Weltbild gerade zu rücken, malte ihr Vater ihr ein neues.

Kinder mit Autismus lernen anders – deshalb haben sie in Schulen mit konventionellem Unterricht und wenig Förderangeboten oft Schwierigkeiten. So erging es auch einem zehnjährigen Mädchen aus Tasmanien, ein von Festland getrennter Bundesstaat Australiens. Kürzlich brachte Sophie Jackson deshalb ein Zeugnis mit nach Hause, das in einigen Fächern die Note "D" aufwies. Das australische Notensystem ist etwas anders als in Österreich, gleicht aber dem System in Amerika. Anstatt von Zahlen gibt es auch in Australien Buchstaben, wobei "A" die Bestnote und "F" die schlechteste Note ist. "D" steht für "Pass Conceded" und bedeutet, dass man durchgefallen ist und den Kurs wiederholen muss.

Am Boden zerstört

Sophie sei zu Schulschluss am Boden zerstört gewesen und habe geweint, berichtete ihr Vater Shane Jackson auf Twitter. Sie habe das Gefühl gehabt, mit ihrem Zeugnis alle enttäuscht zu haben. Im Interview mit der Huffington Post sagte Jackson, dass seine Tochter "sehr hart gearbeitet" und auch Nachhilfeunterricht in Anspruch genommen hätte, nachdem sie auch im Schuljahr zuvor schlechte Noten bekommen hatte.

"Sophie und wir waren sehr zuversichtlich, dass es Verbesserungen geben würde", sagte er. Doch dann habe das Mädchen das Zeugnis erhalten und festgestellt, dass sie erneut nicht sehr gut abgeschnitten hat. Als Elternteil sei er dennoch sehr stolz auf seine Tochter und "zufrieden mit ihren Bemühungen, egal, was das Zeugnis sagt".

Alternatives Zeugnis

Um seine Tochter aufzuheitern und ihr zu zeigen, dass Noten nicht alles sind, fertigte Jackson kurzerhand ein neues Zeugnis an, in dem er aus dem Leben gegriffene Fächer anführte und seiner Tochter nur Einser gab. So finden sich in dem Zeugnis unter anderem Kategorien wie "Lustig" oder "Malen" und "Fantasie". Zum Schluss führte er das Fach "Beste Tochter der Welt" an – und vergab natürlich ebenfalls eine Eins. Ein Posting, den Shane Jackson dazu auf Twitter veröffentlichte, wurde bisher über 65.000 Mal gelikt.

Der Daily Mail sagte der Australier, dass sein alternatives Zeugnis durchaus Wirkung bei seiner Tochter gezeigt habe: "Am nächsten Tag schoss sie strahlend aus dem Haus, bereit für die Schule." Anderen Eltern wolle er mitgeben, dass sie mit den Herausforderungen nicht allein seien und er verstehe, dass es manchmal herausfordernd sei, einem Kind mit Autismus gerecht zu werden.

Was ist Autismus?

Laut der Autistenhilfe Österreich handelt es sich bei Autismus um "eine Entwicklungsstörung, die Auswirkungen darauf hat, wie sich eine Person verhält, kommuniziert, mit anderen Menschen in Beziehung tritt und die Umwelt wahrnimmt". Autismus wird oft auch als Informations- und Wahrnehmungsverarbeitungsstörung bezeichnet. Dieser Begriff verdeutlicht, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) Informationen, die sie in der Umwelt wahrnehmen, auf andere Art und Weise verarbeiten.

Internationalen Schätzungen zufolge ist ungefähr ein Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes von einer Autismus-Spektrum-Störung betroffen. Für Österreich sind bislang keine exakten Häufigkeitszahlen vorhanden und es können nur die internationalen Schätzungen herangezogen werden. Anhand dieser Daten kann man davon ausgehen, dass in Österreich ca. 87.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter einer Autismus-Spektrum-Störung leben. Es sind weitaus mehr Burschen beziehungsweise Männer als Mädchen und Frauen betroffen.

Kommentare