Arbeiten trotz Regelschmerzen: Neun Tage Produktivitätsverlust pro Jahr

Monat für Monat leiden 30 bis 50 Prozent der Frauen an heftigen Schmerzen im Unterbauch.
Die Studienautoren fordern ein verstärktes Bewusstsein für die Auswirkungen von Menstruationsbeschwerden.

Ein Ziehen im unteren Rücken, Krämpfe im Unterleib, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwindel, Schwäche, Schlafstörungen: Für viele Frauen geht die monatliche Regelblutung mit unangenehmen Symptomen einher.

Niederländische Forscher haben nun erhoben, wie stark diese Beschwerden Frauen bei der Arbeit beeinträchtigen. Das Ergebnis: Menstruationsbeschwerden verursachen am Arbeitsplatz rund neun Tage Produktivitätsverlust pro Jahr.

33.000 Probandinnen

Für die Erhebung, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, untersuchte das Forscherteam fast 33.000 Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Durchgeführt wurde diese zwischen Juli und Oktober 2017.

In diesem Zeitraum baten die Wissenschafter die Probandinnen, Details zu ihren Menstruationszyklen anzugeben, einschließlich der durchschnittlichen Dauer ihrer Periode, dem Schweregrad der Symptome und Angaben dazu, ob sie aufgrund von Regelbeschwerden von der Arbeit ferngeblieben waren.

Mehrheit geht trotz Schmerzen arbeiten

Rund 26.000 der befragten Frauen gaben an, trotz Schmerzen in die Arbeit zu gehen. Frauen mit Menstruationsbeschwerden waren aber auch deutlich weniger produktiv.

Die Forscher verzeichneten einen durchschnittlichen Produktivitätsverlust von 33 Prozent pro Jahr bei Frauen, die trotz Schmerzen keinen Krankenstand in Anspruch nahmen. Das entspricht einem durchschnittlichen Produktivitätsverlust von 8,9 Tagen.

Etwas mehr als 4.500 Frauen berichteten, wegen periodenbedingter Schmerzen nicht zur Arbeit zu gehen. Etwas mehr als drei Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, sich während jeder oder fast jeder Periode krank zu melden.

Frauen unter 21 Jahren berichteten häufiger über Fehlzeiten aufgrund von Regelschmerzen.

Nur ein Fünftel der Frauen, die während ihrer Menstruation zu Hause blieben, teilten ihrem Arbeitgeber (oder der Schulleitung, bei jüngeren Probandinnen) den Grund für ihre Abwesenheit mit.

Mehr Flexibilität für Frauen

Menstruationsbeschwerden würden "einen großen Teil der Produktivitätsverluste verursachen", konkludieren die Forscher. Trotz Schmerzzuständen in die Arbeit zu gehen würde dabei ein weitaus größeres Problem darstellen als eine Abwesenheit.

"Es ist dringend erforderlich, die Auswirkungen dieser Symptome, insbesondere bei Frauen unter 21 Jahren, stärker in den Mittelpunkt zu rücken, um Behandlungsmöglichkeiten für Frauen jeden Alters zu finden und im Idealfall mehr Flexibilität für Frauen zu schaffen, die arbeiten oder zur Schule gehen."

Fast 70 Prozent der Teilnehmerinnen wünschten sich größere Flexibilität bei der Arbeitszeit während ihrer Periode.

So schmerzhaft wie Herzinfarkt

Wie gravierend Regelschmerzen für Frauen sein können, brachte vor einigen Jahren der britische Reproduktionsmediziner John Guillebaud auf den Punkt: Regelschmerzen könnten "so schlimm wie ein Herzinfarkt sein", sagte der Mediziner vom University College London damals in Interviews über das Ergebnis einer Studie, die er mit Kolleginnen und Kollegen durchgeführt hatte.

Guillebaud zufolge sollten Schmerzen während der Regel "etwas sein, das wie alles andere in der Medizin behandelt werden sollte".

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