Warum Frauen trotz Menstruationsbeschwerden zur Arbeit gehen

Trotz Menstruationsbeschwerden gehen mehr als 60 Prozent der Frauen laut Studie der FH Burgenland zur Arbeit.
Die Fachhochschule Burgenland hat sich in einer Studie mit dem heiklen Thema befasst.

Für Frauen sind sie eine sowohl psychische als auch physische Belastung, für Männer oft ein Tabuthema: Menstruationsbeschwerden am Arbeitsplatz. Die Fachhochschule Burgenland hat sich unter dem Motto „Think female & be female“ umfassend und wissenschaftlich mit der weiblichen Gesundheit beschäftigt. Im Rahmen eines Symposiums wurden am Montag nun die Ergebnisse einer Befragung präsentiert, an der knapp 500 Personen, davon 75 Prozent Frauen und 25 Prozent Männer, teilgenommen hatten.

„Das Thema Menstruation war eines der Hauptthemen“, sagt Erwin Gollner, Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland. Demnach versuchen 61 Prozent der befragten Frauen, trotz Menstruationsbeschwerden ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Acht Prozent gehen regelmäßig deswegen in Krankenstand. 59 Prozent greifen – zumindest manchmal – auf schmerzstillende Medikamente zurück.

Anderes Geschlecht - anderer Blickwinkel

„Sehr spannend fanden wir die unterschiedliche Einschätzung von Frauen und Männern“, betont die wissenschaftliche Mitarbeiterin Martina Meister. Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und Stimmungsschwankungen sind die häufigsten Menstruationsbeschwerden, gefolgt von Kopfschmerzen. Drei Viertel aller Frauen haben Bauchschmerzen während ihrer Periode. Diese nehmen aber nur 63 Prozent der Männer wahr. Bei den Stimmungsschwankungen ist ein umgekehrtes Bild zu beobachten. Während 61 Prozent der Frauen angaben, an Stimmungsschwankungen zu leiden, meinten 69 Prozent der Männer, solche zu bemerken.

„Beim Thema Monatshygiene zeigten sich die Befragungsteilnehmer im Sinne der sozialen Verantwortung aufgeklärt“, meint Barbara Kramer-Meltsch, Lehrende im Department Gesundheit und Geschäftsführerin von „alumni FH Burgenland“. So wurde als ökologischstes Produkt die Menstruationstasse bewertet, dahinter landeten Bio-Tampons und Stoffbinden. Von „einer positiven Entwicklung“ sprechen die Studienautoren Martina Meister, Barbara Kramer-Meltsch, Carmen Braun und Erwin Gollner beim Thema Verhütung. 94 Prozent der Befragten gaben an, dass Frau und Mann gleichverantwortlich dafür seien. Nur 5,5 Prozent finden, dass Verhütung reine Frauensache ist. 0,5 Prozent sehen sie als alleinige Männerdomäne an.

Falsches Schamgefühl

Empfehlungen für Führungskräfte hat man ebenfalls parat: „Viele Frauen trauen sich aus falschem Schamgefühl nicht, offen über Menstruationsbeschwerden zu sprechen“, weiß Martina Meister. Von der Führungskraft sei daher Verständnis und offener Umgang gefordert. Mitarbeiter sollten für das Thema sensibilisiert werden – etwa durch Vorträge und Workshops. Verständnis müsse auch für Kurzzeitkrankenstände aufgebracht werden, um zusätzliche psychische Belastungen für Frauen bei Menstruationsbeschwerden zu vermeiden.

Homeoffice-Tage werden als weiteres Entgegenkommen des Arbeitgebers vorgeschlagen – wenn es das Tätigkeitsfeld der Frau zulässt. Falls nicht, sollten Pausen als wertvolle Regenerationsmöglichkeit anerkannt werden. „Hierbei ist es hilfreich wenn es Rückzugsräume mit Verdunkelungsmöglichkeiten gibt“, sagt Meister.

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