Zum Tod des Drummers der Rolling Stones: "Charlie is good tonight"

Zum Tod des Drummers der Rolling Stones: "Charlie is good tonight"
Charlie Watts' Ableben ist nicht nur das Ende eines Musikers, sondern vielleicht auch das Ende einer großen Band und damit einer noch größeren Ära der Musikgeschichte.

Sein Blick streift über das unendliche Meer der Köpfe, verheddert sich in der Leere, die dem Betrachter jede Unterstellung erlaubt. Ist ihm wirklich alles scheißegal? Geht ihm die hysterische Masse tatsächlich auf die Nerven? Hat er sich noch immer nicht an die Schlampigkeiten seines Tempomachers gewöhnt, der schmutzig grinsend und liebenswürdig ungelenk schon seit Jahrzehnten die möglichst lässigste Verbeugung probiert?

Charlie Watts hat gerade artgerecht Schlag um Schlag einen Moment verzögert, Paint It Black untermalt, sieht gelangweilt aus, legt die Drumsticks auf den Schoß, hat keine Chance, sich hinter dem traditionell sparsam ausgeführten Aufbau seines Instruments zu verschanzen. Keith Richards umarmt die Welt, und Mick Jagger, wie immer Verlierer gegen seinen Bewegungsdrang, fordert ein Lebenszeichen von der verlässlich präzisen Rhythmusmaschine. Charlie versucht zu lächeln und sagt: „Hello“, und Jagger spielt der johlenden Menge seine Verwunderung vor: „Er spricht sogar.“

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