Jahrhundertsängerin Christa Ludwig: "Vor dem Fidelio nahm ich acht Valium"

Jahrhundertsängerin Christa Ludwig: "Vor dem Fidelio nahm ich acht Valium"
Sie ist eine der bekanntesten Interpretinnen der Leonore aus „Fidelio“. Hier erzählt Christa Ludwig von Sängerinnenangst und politischer Musik. (Von Franz Zoglauer)

Besuch im Haus von Christa Ludwig in Klosterneuburg. Die gebürtige Berlinerin hatte eine der schönsten Stimmen des vorigen Jahrhunderts. Sie war vier Jahrzehnte hindurch Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und hat mit ihren 91 Jahren

nichts von ihrer Beweglichkeit, ihrem unsentimentalen Erinnerungsvermögen und ihrem Humor verloren. Im Sommer wird sie in Salzburg und Tirol wieder Meisterkurse für junge Sängerinnen und Sänger geben.

Jetzt ist sie bereits gespannt auf die Veranstaltungen zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven. 1962 sang sie zum ersten Mal ihre liebste Partie, die Leonore im „Fidelio“, unter der musikalischen und szenischen Leitung von Herbert von Karajan. Es folgten Aufführungen in Berlin, München, Tokio, New York und bei den Salzburger Festspielen unter Dirigenten wie Karl Böhm und Otto Klemperer. Unzählige Male wirkte sie auch als Solistin in Beethovens „Missa Solemnis“, u. a. mit dem Dirigenten Leonard Bernstein.

KURIER: Ich fange unser Gespräch mit Ludwig van Beethoven an, um den man nicht herumkommt. Ist er wirklich so etwas wie ein Prometheus, der das Feuer in die Musik gebracht hat?

Christa Ludwig: Für mich ist er neben Bach das Non plus ultra. Die einzige Oper, die er geschrieben hat, ist eben keine richtige Oper, und deshalb habe ich sie geliebt. Ich mach mir heute nichts mehr aus diesem Mtata, mtata ( sie summt die Melodie von „Questa o quella“). Verdi-Opern muss ich mir bis auf „Falstaff“ und „Otello“ nicht mehr anhören. Ich habe seit meinem vierten Lebensjahr nur klassische Musik gehört, vor allem Opern, und ich hab’ genug davon.

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