Yannick Nézet-Séguin: "Ich sehe in jeder Krise auch eine Chance"

Vom Publikum gefeiert, von der Kritik hoch gelobt: Yannick Nézet-Séguin dirigiert Wagners „Holländer“ am 3., 6. und 9. 9. am Ring
Debüt in der Wiener Staatsoper: Yannick Nézet-Séguin dirigiert Wagner.

Heute, Mittwoch, ist es so weit: Die Wiener Staatsoper startet mit Richard Wagners "Der fliegende Holländer" in die neue Spielzeit. Mit Bryn Terfel in der Titelpartie und mit dem 39-jährigen kanadischen Shootingstar Yannick Nézet-Séguin am Pult – für diesen sein Debüt am Ring.

"Natürlich ist das für mich etwas ganz Besonderes", sagt Nézet-Séguin im KURIER-Gespräch. Denn: "Die Staatsoper ist ein perfektes Haus, hat eine perfekte Größe und ein perfektes Orchester", so der Musikdirektor des Rotterdam Philharmonic und des Philadelphia Orchestra.

Was der Maestro an Wagners "Holländer" schätzt? "Man merkt, dass Wagner in die Zukunft geht. Vieles in der Musik deutet auf ,Götterdämmerung‘ oder ,Parsifal‘ hin. Das kann man hörbar machen, aber man sollte nicht mit zu viel Emphase dirigieren. Sonst wird Wagner rasch zu schwer"

Wie aber geht Nézet-Séguin an seine Aufgaben heran? "Mit Respekt. Routine darf sich nie einschleifen. Das schadet den Musikern, dem Dirigenten und letztlich dem Komponisten. Seit 2008 ist Nézet-Séguin Chef in Rotterdam, seit 2012 auch in Philadelphia. "Es war beide Male Liebe auf den ersten Blick", lacht der Künstler. "Das gilt auch für die Wiener Philharmoniker. " "Seine" Orchester behandelt der deklarierte Brahms- und Bruckner-Verehrer mit Demut. "Die Musiker machen die Musik, nicht der Dirigent. Aber natürlich muss einer der Boss sein. Im Wie liegt der Unterschied."

Optimist

Wie aber ist es finanziell um Nézet-Séguins Orchester bestellt? "Es gab in Rotterdam vor drei Jahren massive Kürzungen, in Philadelphia sind viele Sponsoren weggefallen. Aber ich bin ein Optimist. Ich sehe in jeder Krise auch eine Chance. Wir sind in beiden Fällen enger zusammengerückt und sind künstlerisch noch besser geworden. Wir müssen unsere Existenz täglich legitimieren. Und das machen wir sehr gern."

Nachprüfbar wird das auch in Wien wieder sein. Im Juni gastiert Nézet-Séguin mit dem Philadelphia Orchestra im Musikverein, mit den Musikern aus Rotterdam ist er regelmäßig in Österreich zu hören. Mit den Wiener Philharmonikern gibt es ebenfalls viele Pläne. Und die Staatsoper? "Jetzt warten wir einmal den ,Holländer‘ ab, Dann sehen wir weiter. Aber ich bin immer sehr gern in Wien."

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