Wolfgang Fischer: "Stars kommen und gehen"

Céline Dion kommt am 15. Juni 2020 in die Wiener Stadthalle.
Wolfgang Fischer, Leiter der Wiener Stadthalle, über neue Konkurrenz, den Veranstaltungsmarkt und den Rechnungshof.

Die Planung der neuen Multifunktionsarena in Neu Marx ist laut Wien Holding auf Schiene. Aktuell sei man in der finalen Phase der Vorbereitungen für den Architekturwettbewerb, der zu Beginn des Jahres 2020 gestartet wird – und neun Monate dauern soll. Bis zur geplanten Eröffnung Ende 2024 spielt aber die Musik anderswo – und zwar in der Wiener Stadthalle, die nicht über mangelnde Auslastung klagen kann.

KURIER: Wird 2019 ein neues Rekordjahr?
Wolfgang Fischer:
Wir dürfen uns heuer – so viel kann man schon sagen – wieder über mehr als eine Million Besucher freuen. Mehr geht kaum noch, außer ein Jahr hat bald mehr als 365 Tage (lacht).

Sie setzen neuerdings auch auf Ausstellungen. Wie läuft die Körperwelten-Schau?
Mit dem Studio F im Untergeschoß der Halle F haben wir eine neue Location geschaffen, die uns Ausstellungen oder Produktpräsentationen und Business Events ermöglicht. Aktuell hatte die dort laufende Schau „Körperwelten“, die noch bis Februar 2020 zu sehen ist, bereits mehr als 40.000 Besucher. Wenn das große Konzert-Business dann in die neue Arena nach St. Marx übersiedelt ist, wäre diesbezüglich in und rund um die Wiener Stadthalle sicherlich noch einiges mehr möglich, da wir dann auf keine Trucks, die bei Großereignissen über den Roland-Rainer-Platz rollen, Rücksicht nehmen müssen und diese wunderbare „Piazza“ in unsere Überlegungen mit einbeziehen können.

Welches Stadthallen-Neuausrichtungskonzept wird es werden?
Da ist vieles vorstellbar und alles im Gedanken- und Kreativfluss. Welches Konzept es werden wird, entscheiden Eigentümer und letztlich unser Stadtrat Peter Hanke, ein großer Freund der Wiener Stadthalle.

Wann?
Das werden die Verantwortlichen kommunizieren, wenn es so weit ist. Alles ist denkbar, und viel ist möglich in der gesamten Palette von Ausstellungen über Sport, Kultur, zweifellos mit einer starken Berücksichtigung der neuen Technologien. Aber es wird wohl im weitesten Sinn im Entertainment-Bereich bleiben, dazu sind auch stadtplanerische Aspekte mit einzubeziehen.

Wie sehr hat sich das Veranstaltungsbusiness in den vergangenen Jahren verändert?
Die Unterhaltungsbranche durchläuft einen ständigen Wandel. Vor vier, fünf Jahren hat man sich noch gefragt: Wer sind beispielsweise die Lochis? Heute ist das deutsche Musik- und Comedy-Duo, das mit seinen Videos für die Internetplattform YouTube sowie seinen eigenen Songs bekannt wurde, bei Jugendlichen extrem angesagt. Das sind Superstars. Diese gibt es auch im Gaming-Bereich. Stars kommen und gehen, was aber bleibt, ist der Wunsch, diese live zu sehen.

Können Sie aus reinen Geschmacksgründen Veranstaltern absagen?
Nein. Unser Geschäft ist der Betrieb und die Vermietung einer Veranstaltungslocation. Mein Geschmack spielt dabei keine Rolle.

Wie werden religiöse Veranstaltungen, wie zuletzt „Awakening Austria“, die durch die Sebastian-Kurz-Segnung viel Aufmerksamkeit bekommen hat, im Vorfeld geprüft?
Gemäß unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind politische oder religiöse Veranstaltungen vor Vertragsabschluss klar als solche auszuweisen. Der Rahmen sind eben jene gesetzlichen Auflagen und Vorschriften. Nicht nur im Show- und Konzertbusiness, sondern auch im Bereich religiöser Veranstaltungen hat die Stadthalle eine lange Geschichte vom Dalai Lama über den viele Jahrzehnte stattfindenden Rosenkranz-Sühnekreuzzug bis zu Kongressen der Zeugen Jehovas etc. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Wolfgang Fischer: "Stars kommen und gehen"

Die deutsche CTS Eventim will sich den größten heimischen Veranstalter Barracuda Holding einverleiben. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Kunden und auch deren Eigentumsverhältnisse kommentiere oder bewerte ich grundsätzlich nicht! Natürlich verfolge ich das Verfahren vor der Bundeswettbewerbsbehörde mit großem Interesse. Das Business wird zunehmend zentraler, internationaler und befindet sich überwiegend in Händen von einigen wenigen Großkonzernen. Ein bunter, vielfältiger und vor allem österreichischer Veranstalter-Markt gefällt mir als Stadthallen-Chef natürlich sehr gut.

Spüren Sie wachsende Konkurrenz aus dem benachbarten Ausland?
Faktum ist, dass die Menschen immer mobiler werden. Aus unserer Sicht sind Budapest, Laibach und Zagreb nicht erste Konkurrenz. Prag und Bratislava schon eher, aber Karawanen zu unseren östlichen Nachbarn stellen wir noch keine fest. Wir haben den großen Vorteil, dass die Wiener Stadthalle zu Recht immer noch eine der Top-Locations in Europa ist.

Zuletzt kritisierte der Rechnungshof die Rücklagen und Prämien-Verteilung.
Die Kritik seitens des Rechnungshofes zu erwirtschaftete Rücklagen von 13,05 Millionen Euro in den letzten sieben Jahren, übrigens ein Zeichen dafür, dass wir auch wirtschaftlich hervorragend unterwegs sind, lasse ich mir gerne gefallen. Angeregt wurde, dass das Geld wieder zur Stadt Wien rückgeführt werden sollte. Der Eigentümer hat das so beantwortet, dass das dann zu entscheiden sein wird, wenn die Entscheidung über Umbau, Sanierung und Neuausrichtung der Wiener Stadthalle getroffen wurde. Bei zwei Prämien gab es Interpretations-Unterschiede, ist aber alles ausgeräumt. Ich kann allen ausrichten, in der Wiener Stadthalle wird sparsam und vor allem überaus erfolgreich gearbeitet.

Das ganze Programm der Wiener Stadthalle

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