"Du wirst nie reich und berühmt werden. Gratuliere!"

Kaum einer schreibt mehr Gedichte. Er immer wieder. Kaum einer liest noch Gedichte. Seine viele, und immer wieder. "Das leise Lachen am Ohr eines andern" oder "Die Einsamkeit der Männer" fanden im Feuilleton wie im Film "Rossini" ein starkes Echo. Jetzt meldet sich Wolf Wondratschek nach Jahrzehnten, in denen er Erzählungen ("Auf dem Graben") und Romane ("Mara") schrieb, mit einem einzigartigen Gedichtband zurück.

Entstanden sind die Gedichte in den letzten 23 Jahren. Das erste am 27. Juli 1997. An jenem Tag, als sein Sohn, sein einziges Kind, Raoulito, zur Welt kam.

Der Vater notiert: "Eines Tages wird dir dein Kind ins Gesicht spucken, aber es wird, wenn du Glück hast, dabei weinen." Nur damit niemand denkt, die Sache könnte nicht auch schiefgehen. Ging sie aber nicht. Es entstanden die ersten zärtlichen Verse, Gedichte der Liebe, der Zuneigung. "Ich habe meinem Sohn diese Gedichte zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt, zwischendurch ihm auch immer wieder welche per Post geschickt." Ein einziges Mal gab es eine Reaktion, auf das zum 22. Geburtstag, das vom Besuch bei einer Wahrsagerin handelt, wo der Vater etwas über die Zukunft des Sohnes wissen wollte. "Und dann sagte sie noch etwas. Du wirst nie reich und berühmt werden. Gratuliere!" "Ich hatte es ihm als SMS getippt. Zurück kam ,Nicht reich werden? Doch, will ich!‘"

Reich wird der Dichter mit dem Gedichtband nicht. Die einmalig nummerierte Auflage von 444 Exemplaren ist in der Edition Ornament erschienen und dort, und nur dort erhältlich. Warum?