Woher der Kanzler seine Klimaschutz-Ideen hat

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Wie Oecolution Austria die Vernunft bemüht.

Zu Beginn eine Klarstellung: Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin der „wirtschaftsnahen NGO“ „Oecolution Austria“, leugnet den menschengemachten Klimawandel kein bisschen. „Zur raschen und wirksamen Reduktion der Treibhausgase und damit zum Schutz unseres Klimas kann es keine Alternative geben“, schreibt sie in ihrem Buch „Im Namen des Klimas“. Man müsse die Klimarisiken „sehr ernst nehmen und kluge Maßnahmen treffen“, „klimapolitisches Nichthandeln“ sei keine Option.

Die Frage ist also nicht, ob es Klimaschutz brauche, sondern welchen. Und genau hier wird es kontrovers: Denn die 47-Jährige, die sich selbst als „technologieaffine Öko-Optimistin“ beschreibt und auch Kanzler Karl Nehammer in Klimafragen berät, kommt aus jener Organisation, die nicht gerade als Vorhut der Klimabewegung bekannt ist: der Wirtschaftskammer, in der nach wie vor die fossilen Lobbyisten den Vortritt gegenüber den Green-Tech-Unternehmern haben.

In der WKÖ hatte Zehetner eine beeindruckend schnelle Karriere – als jüngste Abteilungsleiterin und Bundesgeschäftsführerin sowohl von „Frau in der Wirtschaft“ als auch der „Jungen Wirtschaft“. Kein Wunder also, dass zur Präsentation ihres Buches Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher, WKÖ-Präsident Harald Mahrer, -Generalsekretär Karlheinz Kopf, IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und zahlreiche weitere Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen. „Oecolution“ wird laut Zehetner zu zwei Drittel von der WKÖ und zu einem Drittel von der IV gesponsert – mit 900.000 Euro jährlich.

„Warum die Zukunft mehr Vernunft braucht“, so der Untertitel des Buches. Neun Thesen hat die studierte Politikwissenschafterin darin ausgeführt, die sich durchaus zusammenfassen lassen mit dem, was aus ihrer Sicht nicht vernünftig ist: Panik, die sie Greta Thunberg unterstellt, obschon diese nur bat, die Klimawissenschaft anzuhören; die Klimawissenschaft, die immer öfter aktivistisch agiere und damit den Pfad der Wissenschaft verlasse; die Medien, die sich vor den apokalyptischen Klimakarren spannen ließen; aber auch jene, die vor heimischen oder europäischen Gerichten echten Klimaschutz einklagen.

Wer da nicht erwähnt wird: die mächtige und finanzstarke fossile Lobby, die europäische Autoindustrie, die viel zu lange das E-Auto abgetan und am Verbrenner weitergeforscht hat, oder die EU-Industriepolitik, die seit Jahrzehnten augenscheinlich ziellos agiert.

Positives Zukunftsbild

Was Zehetner in ihrem Buch sehr richtig macht, ist, das Klimathema positiver und optimistischer zu besetzen, und auch die „breite Mitte der Gesellschaft“ als „wichtigste“ Adresse in Klimafragen zu nennen. Bei einer ehemaligen WKÖ-Funktionärin ist klar, dass sie vor allem im Kapitalismus, in Wachstum und neuen Technologien die Lösung sieht. Unterm Strich wirkt alles aber eher wie ein Auftragswerk für die Spitzen von WKÖ und IV.

Woher der Kanzler seine Klimaschutz-Ideen hat

Elisabeth Zehetner: „Im Namen des Klimas“, Ecowing, 168 S., 20 Euro

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