Die Drama-Queen: So war Wallis Simpson wirklich
Sie sorgt für Skandale, wird verehrt (von Männern), verfolgt (von Journalisten), verachtet (von vielen). Sie ist eine bürgerliche, geschiedene Amerikanerin, die in das englische Königshaus einheiratet.
Ihr Name ist nicht Meghan Markle, sondern Wallis Simpson. Sein Name ist Edward. Ihretwegen dankt er im Jahr 1936 als König ab, der er ohnehin nie sein wollte. Eine Tragödie, Wallis wird zur Hassfigur. Und was ist mit der viel beschworenen Liebesgeschichte?
Für die Publizistin Michaela Lindinger steht fest: Die Liebe ist zu Ende, bevor sie richtig beginnt. Das liegt auch an der Persönlichkeit der Amerikanerin.
Doch wie tickt Wallis Simpson, die es immerhin als erste Frau auf ein Time-Cover schafft? Lindinger widmet sich in der ersten deutschsprachigen Biografie über Wallis Simpson vor allem dieser Frage. Auch Österreich spielt eine Rolle in der Geschichte.
Genau hier beginnt die Autorin. Sie springt mitten hinein: Edward, zu diesem Zeitpunkt schon Ex-König, wartet im Schloss Enzesfeld in Niederösterreich. Denn die Scheidung seiner Geliebten von ihrem zweiten Mann ist noch nicht vollzogen. Bis die Papiere unter Dach und Fach sind, können sie sich nicht sehen. Das Schloss ist ein Anwesen von Kitty und Eugen Rothschild, die Mitleid mit dem Kurzzeitmonarchen haben.
Wallis, die in Frankreich ausharrt, und er werden die Rothschilds aber letztendlich verärgern. Sie erzählt herum, dass Kitty eine Affäre mit Edward hat.
Probleme mit Frauen
Wallis Simpson stößt immer wieder Freundinnen vor den Kopf. Sie spannt ihnen auch die Männer aus, wenn es ihrem Fortkommen nutzt. Sie will nie wieder arm sein, das ist ihre Motivation. Nachdem ihr Vater fünf Monate nach ihrer Geburt starb, war sie auf die Unterstützung reicher Verwandter angewiesen. Das sollte sie prägen.
Michaela Lindinger:
„Wallis Simpson. Verhinderte Queen. Aufsteigerin. Meistgehasste Frau der Welt“
Molden, 256 Seiten, 30 Euro.
Edward ist ein reicher Mann, der sie reich beschenkt, mit Schmuck überhäuft. Wie sich die beiden inszenieren, ist auf den vielen Fotos in der Biografie zu sehen. Wallis feiert rauschende Feste mit dem Jet Set. Sie lebt wie eine Königin, nur ohne Titel und ohne jemals vom Königshaus akzeptiert worden zu sein.
Wallis eilt der Ruf voraus, Männer sexuell beherrschen zu wollen. Auch das ist Thema der Biografie. Edward scheint das zu schätzen. „Vor allem dürfte es Wallis Intersexualität gewesen sein, die Edward unwissentlich und unterbewusst stark angezogen hat“, schreibt Lindinger. Es gibt die Vermutungen, dass Wallis mit einer kompletten Androgenresistenz geboren wurde. Also genetisch ein Mann war. Sie hat unter anderem eine Affäre mit einem schwulen Playboy.
Eine Fassade
Das Leben von Wallis Simpson bietet mehr als so manches Drehbuch für eine Seifenoper.
Die Biografie liest sich nicht nur deswegen leicht, die Details lassen den Alltag des Ehepaars lebendig werden. Und der kann traurig sein. In Pariser Restaurants werden die Windsors auch noch im Alter erkannt. Wenn sie sich nichts mehr mitzuteilen haben, sagen sich Wallis und Edward gegenseitig das Alphabet vor. Lindinger: „Die Fassade ewigen Glücks musste in der Öffentlichkeit aufrechterhalten werden, koste es, was es wolle.“
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