Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

APAHEF08 - 03112006 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA 230 KI - Undatiertes Archivbild von Stefan Weber (l.), dem Saenger und Chef der Wiener Skandal-Rockband Drahdiwaberl. Weber feiert am Mittwoch, 8. November 2006, seinen 60. Geburtstag. WOLFGANG HAUPTMANN
Im Rahmen der Wiener Festwochen widmet das Wien Museum Stefan Weber und Drahdiwaberl eine Ausstellung.

Exzessive Shows, Tabubrüche und Attacken auf die Spießermoral: Damit wurden die Band Drahdiwaberl und ihr Mastermind Stefan Weber vor 30 Jahren berühmt. "Es war schon immer mein Ziel, Drahdiwaberl zur extremsten und obszönsten Band zu machen", so Mastermind Stefan Weber. Mit ihren aktionistischen Auftritten hatte die Chaos-Truppe auch Erfolg: Sie war das Sprungbrett für Falco, hatte mit "Lonely" einen Tophit und spielte in Wien schon mal vor 30.000 Leuten.

Stefan Weber, Grafiker und langjährige Zeichenlehrer, legte Wert darauf, dass bei der Drahwiwaberl-Mischung aus Sex, Kostümshow und provokanten Politparolen der Spaß nicht zu kurz kommt.

Diese schrille Lebenseinstellung spiegelt sich auch in der Ausstellung "Blutrausch" im Wien Museum wieder. Dort werden die von Stefan Weber entworfenen Plattencover, Konzertplakate und Flyer gezeigt - ergänzt um eine Auswahl politischer Grafiken von der Arena-Zeit bis zu seinem Engagement gegen die schwarz-blaue Regierungskoalition.

"Into the City"

Die Schau wird im Rahmen der Wiener Festwochen-Reihe „Into the City“ gezeigt, die 2013 unter dem Motto „music and politics“ steht. Das Wien Museum Karlsplatz ist von 11. Mai bis 8. Juni Festivalzentrum dieses Veranstaltungsformats der Wiener Festwochen.

Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

Blutrausch: Stefan Weber und Drahdiwaberl

Geboren und aufgewachsen ist Weber in Wien, nach eigener Aussage "in einem kommunistischen Elternhaus". Ebenfalls gesellschaftspolitisch bewegt, beteiligte sich Weber als Jugendlicher an der Besetzung der Kunstakademie, wobei zeitgleich die Leidenschaft zur Musik im späteren Rocker erwuchs.

1966 gründete er die Gruppe Webbb's Crew, bevor 1969 aus der Tradition der 68er-Bewegung die Band Drahdiwaberl entstand. Schon bald wurde die Gruppe mit ihren politischen Liedern und der grellen, mitunter obszönen Show bekannt - gemäß der Idee, sich als wildeste Band Österreichs zu positionieren.

Parallel zu den Wiener Aktionisten gestalteten sich die Konzerte der Formation als Materialschlacht, bei der die Zuhörer mit Nahrungsmitteln beworfen wurden, weshalb die Auftritte nicht selten in Verhaftungen und Gerichtsverfahren mündeten. Zugleich begründeten Musiker wie Falco, Helmuth Bibl oder Thomas Rabitsch bei Drahdiwaberl ihre Karrieren. Und auch die Jazz Gitti war lange Mitglied - ebenso wie Tochter Monika, welche die Rolle als Akteurin von Webers Frau übernommen hatte.

Dennoch ließ die erste Albumveröffentlichung der wilden Truppe einige Zeit auf sich warten: 1981 erschien mit "Psychoterror" die erste Platte, bevor Weber 1983 im Duett mit Lukas Resetarits mit der Single "Lonely" (vom Album "Werwolfromantik") gar die Spitze der heimischen Charts erklomm.

Angesichts des ausbleibenden kommerziellen Erfolgs verdingte sich Weber seit 1970 als Lehrer für Zeichnen und Werken an einem Wiener Bundesrealgymnasium, bis er den Posten wegen seiner Parkinsonerkrankung frühzeitig aufgeben musste. Und auch die Drahdiwaberl treten nicht mehr aktiv in Erscheinung - offiziell aufgelöst ist die Band allerdings nicht. Am 11. Mai 2013 spielte die Band am Karlsplatz ein Konzert.

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