Wiener Festwochen: "Prozess" über Korruption wird zu Corona-Verhandlung

FILES-AUSTRIA-ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT-FESTIVAL
Statt um die "korrupte Republik" geht es am ersten Wochenende um "die verwundete Gesellschaft".

Eigentlich wollten sich die Wiener Festwochen in ihrem ersten "Wiener Prozess" der "korrupten Republik" Österreich widmen. "Sie sind berühmt und berüchtigt aus Chats, Untersuchungsausschüssen und Gerichtsverfahren – die Eliten, Funktionär:innen, Gschaftlhuber. Ihre Maxime: Alles geht!", hieß es in der Ankündigung. Doch wer wohl damit gemeint gewesen wäre, wird sich nun doch nicht in der inszenierten Prozess-Performace klären. Denn die Festwochen haben beim ersten "Prozess" das Thema gewechselt - und widmen sich nun der Corona-Aufarbeitung.

Derartige "Prozesse" hat der neue Intendant Milo Rau bereits früher aufgeführt. In Wien sollte zum Auftakt der "politisch-ökonomisch-mediale Komplex" durchleuchtet werden - mit Anwälten, Zeugen und einem Richterspruch. 

Nun aber widmet man sich der Pandemie - und gibt schon in der Ankündigung die Richtung vor: Es soll am kommenden Wochenende unter dem Motto "Die verwundete Gesellschaft" um die „Verwundungen der Corona-Pandemie“ gehen, heißt es auf der Festwochen-Website. Irmgard Griss ist Richterin, Anwälte sprechen ebenso wie der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober oder auch die Historikerin Andrea Komlosy, die während der Pandemie eine umstrittene Ringvorlesung zu Corona organisierte, von der sich ihr eigenes Institut wegen Einseitigkeit der Vortragenden distanzierte. Auch Komplexitätsforscher Peter Klimek oder der Leiter der ORF-Wissenschaft, Günther Mayr, sind im "Prozess" involviert. 

Geklärt werden soll, ob Vulnerable "einfach alleine gelassen" worden sind, die Maßnahmen "immer gerechtfertigt" gewesen sind oder die Regierung via COFAG "überfördert" hat.

Die anderen beiden Prozesswochenenden bleiben gleich, hieß es auf Anfrage des KURIER bei den Festwochen. Es habe sich beim ersten "Wiener Prozess" eine "Konkretisierung" ergeben, da im Laufe der Ausarbeitung erkannt worden sei, "dass die gesellschaftspolitische Implikationen der Corona-Pandemie weit über einen Korruptionsverdacht hinausgehen". 

Beim zweiten Wochenende soll es um "Anschläge auf die Demokratie" gehen (mit der Frage: "Müsste gar die FPÖ mit sofortiger Wirkung für ,illegal' erklärt werden?"), am dritten um die "Heuchelei der Gutmeinenden".

Kommentare