Wiener Festwochen: Milo Rau übernimmt die Leitung
Milo Rau übernimmt die Leitung der Wiener Festwochen und folgt damit nach der kommenden Ausgabe auf Christophe Slagmuylder. Das gab Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler am Freitag bekannt.
Die Anfrage, sich zu bewerben, war auch für Milo Rau "eine Überraschung": Es sei eine "tolle Aufgabe, sich in den letzten eineinhalb Monaten zu überlegen, was man hier machen kann", was "eine mögliche Vision" sein könnte, sagte er bei der Präsentation. Er wisse seit Donnerstag, dass er es werde. "Ich will ein großes, mythisches Theaterfest machen", sagte er.
"In Wien gibt es einen Kanon, mit dem du dein ganzes Leben nicht zurande kommst. Jeder hat eine Meinung. Das ist der Prozess, der jetzt beginnt: Mit wem arbeitet man?" Er wolle "große Dinger" bringen, erste Namen, die er nannte, waren Kirill Serebrennikov oder Elfriede Jelinek. "Ich hatte vorgestern Geburtstag. Mir wurde sofort freundlicher weise ein dicker Karl-Kraus-Wälzer überreicht. Sie sehen, ich habe einiges zu tun, bevor ich mein Programm bekanntgeben kann. Ich habe auch eine Sachertorte bekommen."
"Fenster zur Welt"
Das Ziel sei "mehr Publikum", sagte Kaup-Hasler, das "Erreichen einer breiten Öffentlichkeit, das ist der Auftrag. Wir müssen eine Gegenstrategie gegen Long Covid in diesem Bereich überlegen.
Kaup-Hasler liegen "die Festwochen besonders am Herzen. Die Festwochen waren für mich immer das Fenster zum Theater der Welt." In einem" wirklich hochkarätigen Prozess" habe "die Findungskommission sechs Kandidaten zu Hearings eingeladen. Ich war begeistert von der Qualität, es gab einen ungereihten Zweiervorschlag. Ich habe mich dann für Milo Rau entschieden. Er verkörpert diese Theaterleidenschaft und hat ein großes Sensorium für eine Theaterlandschaft, die nicht nur lokal, sondern auch international agiert. Er ist bestens international vernetzt und hat einen großen Blick auf das internationale Feld."
Einer der radikalsten Theatermacher Europas
Milo Rau wurde 1977 in Bern geboren. Der Regisseur, Theaterautor und Essayist ist Intendant am Stadttheater im flämischen Gent. Rau gilt als einer der radikalsten europäischen Theatermacher und ist seit Projekten wie „Die Moskauer Prozesse“ oder „Kongo Tribunal“ Garant dafür, politische Entwicklungen mit theatralen Mitteln schmerzhaft zuzuspitzen. Bei seinem Antritt in Gent 2018 erregte Milo Rau mit einem Manifest Aufsehen, das eine radikale Abkehr von herkömmlichen Produktionsbedingungen forderte. Mehrere seiner Werke wurden bereits bei den Wiener Festwochen aufgeführt, etwa 2012 "Hate Radio"..
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