Wiener Band Culk mit neuem Album: Nachts, wenn die Dämonen kommen
Die Wiener Formation Culk wollte ihr zweites Album ursprünglich im März aufnehmen, doch – richtig! – der Lockdown verlegte die Studioaufnahmen nach hinten, auf Mai. Auf den ursprünglichen Inhalt und das Konzept hatte die Verschiebung aber keinen Einfluss. Soll heißen: Es gibt auf der neuen Platte keinen Song, der während der Pandemie entstanden ist.
„Zerstreuen über euch“ heißt das soeben veröffentlichte Album, dessen Titel für die Sängerin und Frontfrau Sophie Löw jene Themen verkürzt zusammenfasst, die in den neuen Songs verhandelt werden. „Es geht dabei um eine Ohnmacht, die mich in gewissen Lebensbereichen begleitet. Es geht um tiefverwurzelte patriarchale Strukturen, die sich nur zäh und unfassbar langsam ändern“, sagt sie im KURIER-Interview.
Damit knüpfen Culk inhaltlich am selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2019 an, auf dem sich vieles um Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau, um das Zusammenspiel von Lust, Unterwerfung und Erniedrigung dreht.
„Diesmal wollten wir unsere Anliegen aber konkretisieren. Wir sprechen die Angelegenheiten nun direkter an. Der Text, also ich, hat dafür auch mehr Raum bekommen“, sagt Löw. In ihren lyrisch-poetischen Liedern finden sich aber keine Antworten. So war das auch geplant, denn „ich will die Menschen bloß wachrütteln und aufzeigen, dass der Weg in Richtung Gleichberechtigung von Mann und Frau noch ein weiter und steiniger ist“. Ihre Anliegen trägt die Band – neben Sophie Löw sind das noch Johannes Blindhofer an der Gitarre, Benjamin Steiger am Bass und Christoph Kuhn am Schlagzeug – zielstrebig vor. Die Gitarren nehmen keine Umwege, keinen Anlauf, um jene Wände einzureißen, die ihnen im Weg stehen. Culk kommen also gleich zur Sache – direkt und geradlinig. Beim erfolgreichen Aufräumen hat der Produzent und Musiker Wolfgang Möstl (Mile Me Deaf) geholfen.
„Zerstreuen über euch“ ist eine unterkühlte Mischung aus Indie-Rock und Postpunk, kombiniert mit dem eigenwilligen, verhuschten, aber auch eindringlichen Gesang Löws. „Ich bin kein Dichter/ Doch ich schreibe Gedichte“, singt Löw etwa im Song „Dichterin“. In „Nacht“ thematisiert sie dann die oft angespannte Situation von Frauen nachts auf der Straße – es ist das Spiel mit der Sprache, das Löw für sich entdeckt hat. Den gefälligen Rest erledigen die Männer an den Instrumenten: Die in den frühen Achtzigerjahren angesiedelten Melodien werden von einer Schwermut getragen, die bereits Schmerzensmänner wie The Cure weltberühmt gemacht hat. Der Bass grummelt drei Stockwerke tiefer und in den Rhythmen schwingt eine toxische Dosis Joy Division mit. Die Dämonen, sie kommen nachts.
Live am 30. 10. im WUK (Wien), am 28. 11. in Linz (Stadtwerkstatt).
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