Die in Kooperation mit dem Salzburg Museum von Werner Feiersinger gestaltete, mit großformatigen Fotos ausgestattete und lose chronologisch gegliederte Schau präsentiert Fischer als eigenwilligen Architekten, der mit Raum, Bildern und Körpern experimentierte und dem Skulpturen stets viel mehr waren als nur Dekoration.
„Er integriert einerseits Skulpturen wie menschliche Körper in seine Bauten – Fassaden und Stiegenhäuser – und komponiert andererseits Entwürfe aus geometrischen Körpern wie Würfel, Zylinder oder Pyramide für seine Follies – Verrücktheiten –, die in den barocken Gärten stehen sollten.“
Im imposanten Stiegenhaus des Stadtpalais des Prinzen Eugen tragen vier Atlanten nicht nur die schwere Last der Welt, sondern bestimmen auch die räumliche Wirkung.
Fischer war nach seinen „Lehrjahren“ in Rom der Architekt des Wiener Adels, des kaiserlichen Hofes und des Salzburger Erzbischofs. Und da Fischer seine eigenen Bauten wie Bilder konzipierte, ist es auch kein Zufall, dass er sie im Bild festhielt, wie in zahlreichen Zeichnungen und Stichen in der Ausstellung zu sehen ist.
Visionärer Autor
Faszinierend an Fischer ist zudem, „dass er wie kein anderer Künstler seiner Zeit weit aufblendet, dass er sich bis China, Japan und Persien orientiert und die Kulturen ohne Vorbehalte gleichsetzt“, erklärt Nierhaus.
„Für ihn gilt: Es ist zwar anders, aber genauso berechtigt. Das ist für die Zeit um 1700 fantastisch.“ Davon hergeleitet ist auch der Titel der Ausstellung: „Entwurf einer historischen Architektur“, ein Buch, mit dem Fischer international berühmt wurde.
Es war der erste Versuch einer Universalgeschichte der Baukunst in Bildern. Das Werk berücksichtigte gleichrangig neben den Monumenten der Antike erstmals auch osmanische, persische und chinesische Bauten und enthielt nicht zuletzt auch Fischers eigene Bauten.
Sein weltumspannender Blick und sein universelles, unvoreingenommenes Interesse werden durch mehr als 50 Bücher aus der 80.000 Bände aus sechs Jahrhunderten umfassenden Bibliothek des Schweizers Werner Oechslin belegt: die Vorlagen für Fischers Rekonstruktionen und Darstellungen, zudem die Auswirkung seiner Bilder bis zu Kinderbüchern in den 90er-Jahren.
Inhaltlich klar strukturiert ist die Schau, die sich an der letzten von 1957 in Wien orientiert. „Aber alles Negative in den allgemeinen Vorstellungen vom barocken Schwulst, von Katholizismus, Prunk und Geldverschwendung haben wir weggelassen“, sagen die Organisatoren. „Das Äußerste an Barock ist Fischers Perücke.“
www.wienmuseum.at
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